Historischer Spaziergang mit morbidem Charme: der St.Marxer Friedhof

Historischer Spaziergang mit morbidem Charme: der St.Marxer Friedhof

Im dritten Bezirk, eingezwickt zwischen Tangente und T-Mobile-Schiff, liegt der St.Marxer Friedhof – die einzige erhaltene Begräbnisstätte aus dem Biedermeier. Bestattungen am St. Marxer Friedhof wurden zwischen 1784 und 1874 durchgeführt. Hier kann man seine Geschichte nachlesen.

Die Stadt Wien erhält und restauriert Schritt für Schritt diesen pittoresken Park. Er ist eine großartige Mischung aus Verwilderung, Verfall, Natur und (Begräbnis-)Kultur und ein Refugium für zahlreiche Insekten und Vögel.

Jeder Schritt führt einen zurück in die Geschichte – in die Zeit der Freiherren und Marquisen, in die sprachliche Vielfalt des Vielvölkerstaates, der K&K-Offiziere und -toten, der Hausinhaberswitwen, Medicinalräte und Kammerkupferstecher. Bedrückend die vielen Kinder, die von ihren Eltern betrauert werden.

Ein etwas anderer, wunderschöner Ausflug in die Geschichte unserer Stadt.

Die Glücksbohnen oder: Warum das Glück auch in der Hosentasche stecken kann.

Die Glücksbohnen oder: Warum das Glück auch in der Hosentasche stecken kann.

Danke an Manuela Mätzener, die mir die Geschichte geschickt hat!

Es war einmal ein Bauer, der steckte jeden Morgen eine Handvoll Bohnen in seine linke Hosentasche. Immer, wenn er während des Tages etwas Schönes erlebt hatte, wenn ihm etwas Freude bereitet oder er einen Glücksmoment empfunden hatte, nahm er eine Bohne aus der linken Hosentasche und gab sie in die rechte.

Am Anfang kam das nicht so oft vor. Aber von Tag zu Tag wurden es mehr Bohnen, die von der linken in die rechte Hosentasche wanderten. Der Duft der frischen Morgenluft, der Gesang der Amsel auf dem Dachfirst, das Lachen seiner Kinder, das nette Gespräch mit einem Nachbarn – immer wanderte eine Bohne von der linken in die rechte Tasche.

Bevor er am Abend zu Bett ging, zählte er die Bohnen in seiner rechten Hosentasche. Und bei jeder Bohne konnte er sich an das positive Erlebnis erinnern. Zufrieden und glücklich schlief er ein – auch wenn er nur eine Bohne in seiner rechten Hosentasche hatte.

Alles Lüge

Alles Lüge

Von Kind an hatte ich der Mathematik gegenüber ein gesundes Misstrauen. Also Volksschule mit Grundrechnungsarten ging noch. 1 Apfel + 2 Äpfel war noch ausreichend vorstellungsaktiv. Aber alles was danach kam, erschloss sich mir nur mühsam bis gar nicht oder nur kurzfristig.

Da half es auch nicht, dass mein Onkel, ein nicht ganz einfacher Hyperintelligenzler mit abgebrochenem Mathematik- und Physikstudium, mir das Prozentrechnen mit rustikalen Beispielen  wie „Stell dir vor in einem Raum sind 100 Menschen, davon gibt´s immer einen gewissen Prozentsatz an Arschlöchern…“ zu illustrieren versuchte.

Ich kämpfte mich mühsam durch die Schulzeit. Mit jedem Jahr wuchs die Zahlenskepsis. Wenn nicht einmal einer der Mathematik studiert hat und Pädagogik (sic) in der Lage war, uns die Notwendigkeit von Vektorenverschiebungen u.ä. bzw. deren Systematik näherzubringen, sondern statt dessen mit dem Kopf gegen die Tafel schlägt … Was konnte man dann von so einer Wissenschaft schon halten?!

Nun, in der späten Lebensmitte (die es ja rein mathematisch gar nicht gibt, weil wenn Leben = Linie, dann endlos und dann keine Mitte…), haben sich viele meiner Ahnungen als richtig entpuppt! Die Empirie widerlegt(e) so manche Theorie!

Sie können das ganz leicht ausprobieren: Nehmen Sie einen USB-Stick und stecken Sie ihn in den Computer. Rein mathematisch müssen (sic!) Sie ihn spätestens bei zweiten Mal korrekt drin stecken haben. Und? Eben. Funktioniert nicht.

Oder das Briefkastenexperiment: Ich habe 2 Briefkästen (1 für die Firma, einen privat). Zu jedem Briefkastl einen Schlüssel. Wenn ich also 1 Schlüssel nehme müsste ich spätestens beim 2. Mal den richtigen in der Hand haben. Der Konjunktiv lässt grüßen.

Es gibt Tarockabende, da geht gar nichts. Da hat man 5 Stunden lang schlechte Karten. Wieso gibt´s das? Das ist doch Schicksal, nicht Wahrscheinlichkeit!

Es gibt Würfelpoker-Spieler, die haben immer was. Die schütteln die Straßen und die Poker und die Grande einfach so aus dem Ärmel. Haben die eine bestimmte Wurftechnik? Wurde das schon mal untersucht?  

Oder Mensch-Ärgere-dich-nicht-Profis: Die würfeln immer genau das, was sie brauchen! Was sagt denn die Mathematik dazu?!

Ich kann´s euch sagen: Alles Lüge!

Öffi-Geschichte: die Nobelpreisträgerin und ich

Öffi-Geschichte: die Nobelpreisträgerin und ich

In der U4 sitzt mir eine junge Frau gegenüber. Sie sticht heraus, da sie eine der wenigen ist, die nicht in ihr Handy schaut. Sie kramt einen Kugelschreiber aus der Tasche und macht sich Notizen auf ihrer Handinnenfläche. Mit jedem Wort, das sie schreibt, heben sich ihre Mundwinkel. Sie hat einen schönen Mund. Einen ungewöhnlichen. Ein bisschen so🥴 aber ohne Kater. Wenn sie auf der Seite liegt macht ihr Mund wahrscheinlich den perfekten Sportbogen.

Immer wieder schaut sie auf ihre Hand und lächelt. Es ist kein fröhliches sondern ein zutiefst zufriedenes Lächeln.

Sie ist eine Schriftstellerin, die gerade den perfekten ersten Satz ihres neuen Romans gefunden hat. Mit diesem Roman wird sie berühmt. Und ich war dabei! Vielleicht hab ich sie sogar inspiriert… Wenn sie den Literaturnobelpreis entgegennimmt, wird sie an mich denken. Sie wird – diesmal versonnen – lächeln und sicher meiner erinnern. Und dankbar sein für mein aufmunterndes Nicken. Für die Kleine Narbe über meiner rechten Augenbraue, die sie auf diese ganz spezielle Wendung in ihrer Geschichte gebracht hat, die das Feuilleton so hymnisch lobt. Und ich war ihre Muse!

Spoiler:

Die Mundschöne hatte ihr Handy vergessen. Auf ihrer Handinnenseite notierte sie das, was ihr von ihrer todo-Liste noch in Erinnerung geblieben war. Und sie lächelte deshalb so zufrieden, weil sie schon einiges davon erledigt hatte.

Wie das Improtheater seine Unschuld verlor. Oder: Blind male ich lieber.

Wie das Improtheater seine Unschuld verlor. Oder: Blind male ich lieber.

Das klingt jetzt pathetisch. Aber. (Ich mach jetzt einen auf Streeruwitz!)

Ich mache ja diesen Improtheater-Kurs. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich Lust hatte, in geschütztem Rahmen zu scheitern, meine Komfortzone gefahrlos zu verlassen, wieder einmal albern, ja peinlich zu sein. Vielleicht sogar Spaß an der Entblößung zu empfinden, anstatt darunter zu leiden.

Vor kurzem habe ich erfahren, dass am Ende des Kurses eine öffentliche Aufführung steht. Heißt „Maximal Fallhöhe“. Jö. Natürlich ist die Teilnahme freiwillig. Aber.

Seitdem ich das weiß, beobachte ich mich dabei, wie alles, was ich tue, (wieder) zielgerichtet wird. Vorher war es „sein“. Jetzt ist es „gut sein“.

Welch Koinzidenz, dass Helmut, unser Trainer, just an diesem Tag die Geschichte der Frau erzählt hat, die erblindet ist: Sie hatte bereits gemalt, als sie noch sehen konnte. Doch jetzt, da sie blind sei, male sie noch viel lieber. Denn ihr Vergnügen an der Tätigkeit sei nicht mehr vom Ergebnis abhängig.

Und genau das passiert jetzt mit meinem Vergnügen am Improtheater. Ich mach´s nicht mehr für mich, sondern für andere.

Ist es die Eitelkeit, die mir den Genuss vereitelt? (Interessantes Wort, ist mir noch nie aufgefallen, dass „vereiteln“ mit „eitel“ verwandt ist…) Es könnte mir ja wurscht sein, was die Leute über meine „Performance“ denken. Erfahrenere MitspielerInnen sagten mir, das Publikum würde alleine unseren Mut bewundern und belohnen… Mhm. Ich suche vergeblich den „dummen August“ in mir.

Ich könnte auch Golf spielen, um die Natur zu genießen.

Ich könnte auch joggen, um mich an der Bewegung zu erfreuen.

Ich könnte auch malen, um des Malens willen.

Ich könnte auch schreiben, um des Schreibens willen.

Aber es gelingt mir nicht. Ich will mein Handicap verbessern, mein Gewicht reduzieren, ein tolles Bild malen, eine Geschichte schreiben, die gelesen wird.

Vielleicht schaue ich deshalb gerne fern und höre gern Musik. Damit kann man nun wirklich niemanden beeindrucken. (Wobei meine jugendliche Jimi Hendrix-Phase ausschließlich anerkennungsheischend motiviert war…)

Lasst meinem Improtheater doch die Unschuld. Lasst mich doch blind malen!

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Unsere Aufführung findet übrigens am 7.6. im TAG statt. Karten gibt´s hier.

Wer wirklich gutes Improvisationstheater sehen will, sollte sich Sport vor Ort gönnen. Nur mehr 1 x diese Saison, ebenfalls im TAG.

Nackt in der U-Bahn fahren …

Nackt in der U-Bahn fahren …

… kann auch nicht schlimmer sein, als vor nicht-Verwandten zu singen.

Meine persönliche Gesangsgrenze hört hinter der Badezimmer- bzw. vor der Autotüre auf. Hat man mich doch schon als Kind auf meinen gesanglichen Platz verwiesen: „Und du Alexandra singst nicht mit, du machst Purzelbäume und schlägst ein paar Räder!“ (Volksschulvorführung am Rathausplatz)

Dieses Nicht-Singen-Können kultivierte ich im Laufe der letzten 3 Jahrzehnte. Auch das Feedback von Familienmitgliedern – Blutsverwandschaft verpflichtet zu größerer Toleranz – trug nicht dazu bei, mein trällerndes Selbstbewusstsein zu stärken. Nicht einmal alkoholisch enthemmt neige ich zum Singen in der Öffentlichkeit.

Eigentlich: Wurscht. Frau muss ja nicht alles können.

Aber: Ich mache ich ja seit einem halben Jahr ein Improvisationstheater-Kurs. Mein Ziel ist es, meine Komfortzone zu überschreiten; Scheitern mit heiterer Gelassenheit hinzunehmen; auf das, was kommt, in der Sekunde zu reagieren, ohne dass der innere Zensor Zeit zum Aufmucken hat. Etwas machen, worin ich nicht gut bin und Spaß dran haben.

Letztes Mal also: Gesangstraining. Als Überraschung. Was gut war, sonst hätte ich garantiert einen Vorwand gefunden, warum ich gerade heute keine Zeit habe. Vor mir: eine Frau, ein Klavier, 10 KollegInnen, unser – magenfester – Coach Helmut.

Flucht? Kampf? Totstellen?

Innerer Dialog:
Sicher nicht. Ich sing sicher nicht vor anderen. No way. Ich müsste nachher alle töten! Oder schon währenddessen! Oder mich. Oder auswandern.

Aber geh. Was soll passieren? Du dilettierst jetzt schon seit 6 Monaten mit diesen Menschen. Du fandest alle schon ein paar Mal extrem peinlich. Trotzdem haben sie nicht deinen Respekt verloren. Im Gegenteil.

Wenn schon, denn schon. Volle Wäsche hab ich mich einlassen auf das Gesangsdings. Und hatte wahrscheinlich einen der lustigsten Abende meines Lebens.

Wir wurden aber auch fantastisch angeleitet von Katrin Weber. Die „Cantaphobie“, also die Angst vor dem Singen, dürfte ähnlich weit verbreitet sein wie die Arachnophobie, die Angst vor Spinnen. (Klingt ja schon ähnlich.) Katrin Weber nimmt darauf Rücksicht. Sie hat uns quasi hingeschummelt zum Singen. Wir haben es fast nicht gemerkt. Wir summten und brummten, klatschten und stampften und ließen alle möglichen Geräusche laut werden. Und plötzlich sangen wir. Gemeinsam, alleine. Zu unterschiedlichen Rhythmen. Bis hin zu unterschiedlichen Genres.

Tada!!!! Ich sang mir die Seele aus dem Leib! Ich sang Hänschen Klein als Chanson!, sang eine Ode an bio-Maroni, ja tanzte sogar dazu. Und alle – auch ich – haben es überlebt. (Ob sie mich jetzt auch noch respektieren, weiß ich nicht. Ich weiß nur, es war mir egal 😉)

Das war mit Sicherheit der größte Schatten über den ich in den letzten Jahren gesprungen bin. Und es tat gar nicht weh. Im Gegenteil!

Danke Katrin, danke Improtheater!

Und das mit nackert in der U-Bahn, das überleg ich mir doch nochmal 😉

Im Nebel des Grauens. Mein NLP-Einführungs- seminar.

Im Nebel des Grauens. Mein NLP-Einführungs- seminar.

img_2217In meiner Kindheit muss ja ziemlich viel schief gelaufen sein. Was ich ich für „schädliche“ Glaubenssätze mit mir herumschleppe! Was für ein „suboptimales“ Leben ich doch führe!

Der Herr, dem ich diese Erkenntnis verdanke ist „Österreichs Nr. 1 Coach“* René Otto Knor. Wissbegierig wie ich bin, wollte ich mir über NLP mein eigenes Bild machen, hatte ich doch von NLP nur Schlechtes gehört. Und das nicht erst seit „Ich-freu-mich-so“-Hofer. Also hatte der mich kalt akquirierende Verkäufer Strategieberater ein leichtes Spiel. Er riet mir nachdrücklich zu einem 2tägigen NLP Einführungsseminar um € 130,- in der Wolke 19. Schon die Location reizte mich. Und vielleicht ist NLP ja doch besser als sein Ruf…

/Cool ist, dass wir gratis zu John Harris im DC-Tower gehen dürfen. Das nütze ich natürlich gleich aus und laufe unter Reichen und Fitten mit Aussicht auf Donaukanal  Donauinsel und Kahlenberg, gehe in die Biosauna, die nur für mich geöffnet hat./

Es beginnt schon unsympathisch mit Bevormundung: Es gibt nur koffeinfreien Kaffee. (JedeR ist zwar für seine Gesundheit selbst verantworlich, aber bei so gefährlichen Drogen wie Koffein muss der verantwortungsvolle Veranstalter Vorsich walten lassen!) Dafür aufmunternde Musik wie The Winner takes it all, One Moment in Time, Ein Hoch auf uns, We are the Champions, … ***du verstehst was wir meinen, zwinker, zwinker***

Erstes Fremdschämen als der alleskönnende Vortragende (Nr. 1 Lebenserfolgs-Coach, Bestsellerautor, Aufstellungsleiter, Feuerlauftrainer, Schamane, …) auf die Bühne „geklatscht“ wird (von der eigens mitgebrachten Claque wie sich heraustellen soll). Nicht mehr nur Fremd- sondern Eigenschämen spätestens beim „Sackhüpfen mit dem Sessel“ mit finaler  Abschlussjubelgeste (alles mit Faust ist gut). Dann mehr Angst als Scham, als 140 Menschen gleichzeitig und immer schneller hüpfen und laut ein-und ausatmen (das klingt wie wenn eine Armee marschiert…). Und noch enige weitere Male das ziehende Gefühl in der Magengegend (Wo ist das Loch in der Erde!?) während der 1,5 Tage. (Ich hab vorzeitig abgebrochen, weil mich meine falschen Glaubenssätze daran hindern das Schlussritual zu vollziehen. (Abschlusstanz, Abklatschen mit René, One Moment in Time, gaaanz großes Kino!)

Aber jetzt mal abgesehen vom TschakkaTschakka, konnte ich mit ein paar Inhalten wirklich was anfangen. Vor allem, dass mensch aus seiner Komfortzone heraus muss, um sich weiterzuentwickeln. Ja ich weiß eh, ein No-na, aber dennoch wichtige Botschaft. Ich bin auch der Überzeugung, dass wir alle schädliche Glaubenssätze mit uns herumschleppen, die uns in unserer Entwicklung behindern. Leider wird diese Entwicklung in der Knor´schen Interpretation nahezu ausschließlich im Sinne von wirtschaftlichem Erfolg verstanden. (Ausschließlich männliche) Beispiele wie Donald Trump, Armanzio Ortgea (Zara-Eigentümer), Bill Gates wurden herangezogen. 100 Millionen Euro als erstrebenswertes Einkommensziel angesetzt. (Pflegende und Haushaltsführende sind übrigens deshalb nicht reich, weil sie am Helfersyndrom leiden und deshalb nicht genug Geld fordern. Mutter Teresa tat was sie tat um „bedeutsam“ zu sein.)

Der Grundgedanke ist der: Du allein bist ganz allein für dein Glück verantwortlich. Bist du nicht reich? Deine schuld! Bist du nicht gesund? Deine Schuld! Kennst du nicht die richtigen Menschen? Deine Schuld. Hast du nicht genug Pension? Hättest dich mal früher drum kümmern müssen! Mit der richtigen Einstellung, den richtigen Glaubenssätzen kannst du alles erreichen.

Nichts gegen Selbstverantwortung. Aber wenn mensch das weiterdenkt, dann landen wir bei einer völlig entsolidarisierten Gesellschaft. Wenn jedeR in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen, dann braucht die Gesellschaft es ja nicht zu tun!

Wer Knors NLP-Interpretation zu Ende denkt, landet beim Faschismus: Wenn du nämlich nicht glaubst, was dir hier erzählt wird, dann hast du eben falsche Glaubenssätze, von denen du dich befreien musst, denn es sind „suboptimale geistige Zustände“.

Meine falschen Glaubenssätze hindern mich auch Spaß daran zu haben, wildfremde Menschen zu umarmen, gemeinsam mit ihnen den Guru am zweiten Tag frenetisch herbeizuapplaudieren und am Ende des Seminars die „größte Chance meines Lebens“ zu ergreifen und sofort um ein paar tausend Euro den NLP-Practitioner und den Master zu buchen. („Zögere nicht! Zögern bringt nichts!“) Ich habe sogar widerstanden Knors Bestseller  Ja, Ich bin mir s!cher (sic!) zu kaufen. Ich unbelehrbares Würstchen.

Daher werd ich auch keine 1.000,- Euro Stundenhonorar verlangen können und stets ein suboptimales Leben führen. Anders als die geschätzen 60%, die diese einmalige Gelegenheit nützen und gleich unterschreiben. (Das Pensionssystem dankt!)

Die Methoden/Tricks auf der Metaebene

  • sprich dein Publikum mit „liebe Freunde“ an
  • lass das Publikum deine Sätze vollenden
  • und gib ihm dann Recht
  • mach bedeutungsvolle Pausen
  • zitiere große Männer (Schopenhauer, zufällig der Erfinder der Eristik, der destruktiven Rhetorik)
  • zitiere große Studien  am besten von großen Konzernen (IBM)
  • wiederhole alles Bedeutsame 2-3 Mal hintereinander
  • belege deine Thesen mit Einzelfällen

Angeblich gibt es viele „Schulen“ des NLP. Das Schicksal hat mich zu René Oto Knor getrieben. Mein NLP-Bedarf ist gedeckt. Time to say Goobye!

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Im Falter sind anlässlich der x-ten Bundespräsidentenwahl meherer Artikel zu NLP und schwarzer Rhetorik erschienen sowie eine Videoanalyse von Norbert Hofer.

https://www.falter.at/falter/e-paper/lesen/462/falter-46-16
https://cms.falter.at/falter/2016/11/15/hinter-der-maske/

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*Zitate in kursiv und unter Anführungszeichen sind Originalzitate von René Otto Knor

PS: Danke an Nadja und Andrea, die ich dort kennen- und schätzen gelernt  habe. Wir hatten trotz allem sehr viel Spaß!