Alles Lüge

Alles Lüge

Von Kind an hatte ich der Mathematik gegenüber ein gesundes Misstrauen. Also Volksschule mit Grundrechnungsarten ging noch. 1 Apfel + 2 Äpfel war noch ausreichend vorstellungsaktiv. Aber alles was danach kam, erschloss sich mir nur mühsam bis gar nicht oder nur kurzfristig.

Da half es auch nicht, dass mein Onkel, ein nicht ganz einfacher Hyperintelligenzler mit abgebrochenem Mathematik- und Physikstudium, mir das Prozentrechnen mit rustikalen Beispielen  wie „Stell dir vor in einem Raum sind 100 Menschen, davon gibt´s immer einen gewissen Prozentsatz an Arschlöchern…“ zu illustrieren versuchte.

Ich kämpfte mich mühsam durch die Schulzeit. Mit jedem Jahr wuchs die Zahlenskepsis. Wenn nicht einmal einer der Mathematik studiert hat und Pädagogik (sic) in der Lage war, uns die Notwendigkeit von Vektorenverschiebungen u.ä. bzw. deren Systematik näherzubringen, sondern statt dessen mit dem Kopf gegen die Tafel schlägt … Was konnte man dann von so einer Wissenschaft schon halten?!

Nun, in der späten Lebensmitte (die es ja rein mathematisch gar nicht gibt, weil wenn Leben = Linie, dann endlos und dann keine Mitte…), haben sich viele meiner Ahnungen als richtig entpuppt! Die Empirie widerlegt(e) so manche Theorie!

Sie können das ganz leicht ausprobieren: Nehmen Sie einen USB-Stick und stecken Sie ihn in den Computer. Rein mathematisch müssen (sic!) Sie ihn spätestens bei zweiten Mal korrekt drin stecken haben. Und? Eben. Funktioniert nicht.

Oder das Briefkastenexperiment: Ich habe 2 Briefkästen (1 für die Firma, einen privat). Zu jedem Briefkastl einen Schlüssel. Wenn ich also 1 Schlüssel nehme müsste ich spätestens beim 2. Mal den richtigen in der Hand haben. Der Konjunktiv lässt grüßen.

Es gibt Tarockabende, da geht gar nichts. Da hat man 5 Stunden lang schlechte Karten. Wieso gibt´s das? Das ist doch Schicksal, nicht Wahrscheinlichkeit!

Es gibt Würfelpoker-Spieler, die haben immer was. Die schütteln die Straßen und die Poker und die Grande einfach so aus dem Ärmel. Haben die eine bestimmte Wurftechnik? Wurde das schon mal untersucht?  

Oder Mensch-Ärgere-dich-nicht-Profis: Die würfeln immer genau das, was sie brauchen! Was sagt denn die Mathematik dazu?!

Ich kann´s euch sagen: Alles Lüge!

Doris Knecht, Gut, ihr habt gewonnen

Doris Knecht, Gut, ihr habt gewonnen

Ich gestehe gleich: Ich bin Knecht-Fan. Immer schon gewesen. Ich liebe ihre Kolumnen und verschlinge ihre Romane. Erwartet euch also kein objektives Urteil. Wobei hier auf meinem Blog ohnehin alles total subjektiv ist 😉

Gut, ihr habt gewonnen ist eine Sammlung von Kolumnen, die schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben – um genau zu sein 10. Ich habe das Buch nur deshalb gekauft, weil ich auf der Secondhand-Medienplattform Momox etwas anderes gekauft habe, da ging das gleich mit… so wie der Roman Besser ebenfalls von der Knecht.
Der Lange (ihr Mann) ist mittlerweile Geschichte, die Mimis (ihre Zwillingstöchter) sind (fast) erwachsen. Dieses Wissen schmälert den Spaß an den kurzen Geschichten gar nicht. Im Gegenteil: Manches erklärt sich quasi retrospektiv 😉  Und wenn man selbst Elt (Einzahl von „Eltern“, die unbedingt Eingang in den Duden finden sollte) ist,  und die Trotz- und sonstigen Phasen der Fratzen noch gut in Erinnerung hat, kann man gemeinsam zurückblicken und sich denken: ja es war schon zach, und unfair und mühsam. Aber dennoch blickt man wehmütig darauf zurück. Seufz!

Gut, ihr habt gewonnen ist allen zu empfehlen, die Kinder haben, die noch klein sind – die Geschichten sind kurz, man kann sie gut zwischen zwei Wutanfällen lesen. Oder schon groß und gelassen genießen.

Doris Knecht, Gut ihr habt gewonnen
Doris Knecht, Gut ihr habt gewonnen
Czernin Verlag
175 Seiten
978 3 7076 0274 6

Es ist aber auch der Beweis dafür, dass es uns geht. Dass unsere Sorgen klein sind, und wir uns nicht ums Essen Gedanken machen müssen, sondern ums gute Essen. Es macht dankbar und demütig (also  mich zumindest).

Wer mehr Kolumnen von Doris Knecht lesen will muss unbedingt den Falter abonnnieren. (Aber das muss man heutzutage sowieso! ) Und/oder ihr fangt an mit So geht das! Wie man fidel verspießert, meine Knecht-Einstiegsdroge. (Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!)

Erster Satz:

Noch immer existieren Freunde, die unsere Urlaubsfotos nicht gesehen haben.

Ronja von Rönne, Heute ist leider schlecht

Ronja von Rönne, Heute ist leider schlecht

Wer auf den Misantropen wohnt, ein Wochenendhäuschen in der Fickt-Euch-Allee sein Eigen nennt, wer auf Sarnagel-Humor gepaart mit deutscher Schnoddrigkeit steht, ist bei der Frau mit dem coolen Namen genau richtig. Heute ist leider schlecht ist eine Kolumnensammlung für schlechte-Laune Tage, oder eigentlich jeden Tag, denn schlecht kann der Tag ja noch werden. Nicht umsonst heißt das Buch im Untertitel „Beschwerden ans Leben“.

Ich lese ja immer mit dem Bleistift in der Hand, um mir Bemerkenswertes zu markieren. (Übrigens ein irrsinniger Nachteil von Hörbüchern! Das mit dem Markieren hab ich bis jetzt nicht durchschaut.) Bei von Rönne legte ich den Bleistift gar nicht mehr aus der Hand. Diese noch so junge Frau (Jahrgang 1992!) ist manchmal bemerkenswert weise – teil-weise sozusagen. (Bitte um Applaus für diesen großartigen Wortwitz!) Eine scharfzüngige Beobachterin („Der moderne Lebenslauf: Geburt, Schule, Arbeit, Burn-out, Ayurveda-Auszeit in Indien und Bikram-Yoga-Kurse in Berlin-Mitte.“), eine Nix-Scheißerin, eine Shitstorm-Küche quasi. Naja mit ein bisserl was über 20 darf frau auch noch mit antifeministischem Blödsinn provozieren. Wer fesch und jung ist, glaubt ja wirklich noch an die eigene Unverwundbarkeit!

Wer schon mal daran gedacht hat, ein Buch zu schreiben muss die Kolumne „So ist Schreiben“ lesen: Köstlich! (Natürlich ein bisserl kokett nachdem Wir kommen, ihr Debutroman nicht nur beim Feuilleton ganz gut ankam.)

Alle Paarungswilligen (im Sinne von Paar-Werdung, nicht das was ihr denkt!) werden auch beim Beginn der Kolumne „Wie man eine gesunde Beziehung führt“ ein Déja-vu haben: „Als Erstes trifft man sich in einer Bar und guckt. Dann schraubt man seine Ansprüche herunter und guckt nochmal.“

Das Kapitel über den Urlaub punktet mit der tiefen Einsicht: „Wer im Urlaub unglücklich ist, lernt vor allem eines: dass Zufriedenheit nichts ist, was sich automatisch einstellt, wenn nur alles Unangenehme aus den Tagen radiert wird, dass das Verzagen tiefer sitzt, knapp unter der Bauchdecke vielleicht.“

Oder das Kapitel über Familie: „Denn natürlich heißt Familie nicht „Leute mit wuscheligen Haaren und gutsitzenden Hosen, die ich aufgrund ähnlicher politischer Einstellungen und Humorverständnis ganz fabelhaft finde. Familiengeschichten  sind deshalb interessant und Stoff für Romane und Filme, weil Familie im seltensten Fall aus Leuten besteht, mit denen man so auch befreundet wäre. Familie das ist ist ein unordentlicher Knoten, ein Haufen komischer Leute mit irritiereden Interessen und seltsamen Frisuren, die ständig mit vollem Mund reden und alle die gleiche Stupsnase haben. In den allermeisten Fällen fragt man sich ungefähr ab dem achten Lebensjahr, ob man nicht den Einhorn-Schulranzen (Alles klar, von welcher Generation wir sprechen ? Anm. d. Red.) mit ein paar belegten Broten und der Kuscheldecke füllen sollte, um dann weit, weit fort zu laufen von diesen furchtbaren Menschen, die behaupten einen zu lieben, und einem dann Rote Beete zu Abendessen vorsetzen. Später wird das nicht besser. Eltern, das sind im besten Falle Leute die einem schöne Dinge (Koma-Saufen) verbieten und zu schrecklichen Dingen (Lebertran-Saufen) zwingen wollen. Eltern haben keinen Geschmack. Eltern hören schlechte Musik. Eltern sind scheiße angezogen. Eltern geben wenig Taschengeld. Eltern verstehen gar nichts. Eltern wissen  nicht was Instagram ist. Opfer. (…) Familie, das ist ein einziges, großes „Trotzdem“.“

Ronja von Rönne Heute ist leider schlecht: Beschwerden ans Leben. S. Fischer Verlag Frankfurt am Main 2017 978-3-596-03703-2 208 Seiten
Ronja von Rönne
Heute ist leider schlecht:
Beschwerden ans Leben.
S. Fischer Verlag
Frankfurt am Main 2017
978-3-596-03703-2
208 Seiten

Erster Satz: „Wenn ich an meine Kindheit denke, erinnere ich mich nur an Millionen Kieferorthopädenbesuche und AOL-CD Roms.“

Wer trotz dieses ersten Satzes jetzt mehr von von Rönne lesen möchte, kann die Welt am Sonntag abonnieren oder aber ihren Blog Sudelheft lesen. Dort sind auch viele Fotos, die klarmachen, wo für mich die Parallelen zu Stefanie Sargnagel liegen 😉

Gelassen oder „Geh, lass´n!“?

Gelassen oder „Geh, lass´n!“?

In der Sprache der Mystiker bedeutet das Wort „gelassen“ gottergeben. So gesehen ist es kein Wunder, dass ich als Agnostikerin über diese Qualität nicht in dem Maße verfüge, dass für das Golfspiel noch ausreichend übrig wäre.

A propos Spiel: Neulich wollten mein Mann und ich eine Partie Scrabble spielen. Dreißig Minuten vorher begann ich mit Finger- und Handgelenksgymnastik. Darauf folgten 10 Minuten Gehirnjogging. Anschließend nahm ich den Duden zur Hand und prägte mir nochmal alle Wörter mit J, Y, und Q ein, die nicht mehr als 7 Buchstaben haben. Mit „J“ gibt es 141 Wörter, die das Regelwerk des ÖSV, (Österreichischer Scrabbelverein) zulässt. Kleiner Insidertipp: Jux, Jak (oder Yak) Jazz oder Jockey bringen einen tollen Score! Wenn sie eher intellektuell punkten wollen empfehle ich Ihnen „juvenil“ oder Juxta (= Kontrollstreifen an Lotterielosen) oder – Ass-quasi: Myxödem! Ich richtete meinen elektronischen Punktezähler her und freute mich schon, den nagelneuen „Buchstaben-im-Säckchen-Ertaster-Handschuh“ erstmals einzusetzen. Das Device ist zwar umstritten und bei internationalen Competitions verboten, aber im privaten Rahmen – warum nicht?! Ich war auch schon sehr gespannt, ob sich die zwei Trainingseinheiten, die ich mir letzte Woche mit meiner Proette  (meiner ehemaligen Deutschlehrerin) geleistet hatte, positiv auswirken würden. Kurz vor dem ersten Griff ins Säckchen schloss ich meine Augen, atmete drei Mal tief durch und visualisierte das Wort „Hydroxyd“ sowie das Feld „dreifacher Wortwert“. Doch ich merkte sogleich: Die Sterne stehen schlecht! Ich zog wohl ein H und ein Y, aber der Rest waren Bs und Ns, A. Mein erstes Wort kam nicht über 15 Punkte. Bereits nach dem vierten Wort war klar, das Spiel war zum Scheitern verurteilt. Wut stieg in mir auf und, als ich – trotz meines Handschuhs (€ 139,- bei Amazon) mein zweites „V“ und ein zweites „C“ (ohne „H“) zog, fegte ich das Brett vom Tisch! Die Buchstaben explodierten in den Raum, das Säckchen schoss ich nach, mein Kopf war purpurn und kaum mehr vom Weihnachtsstern zu unterscheiden. Verdammtes, elendes Drecksspiel!!!! Nie wieder!!!!

Nein. Das ist mir so noch nie passiert. Ich bin kein „Häferl“ wie man bei uns in Wien sagt, ich „geh nicht gleich in Saft“. Ich bin eine gute Verliererin: bei Mensch-Ärgere-dich-nicht, beim Tarockieren, beim Tischtennis (außer gegen meinen Sohn…). Ich lass mich – nur in wirklich ungerechten Situationen – eventuell zu akustisch auffallenden Emotionsäußerungen hinreißen. Aber mehr als „Geh bitte“, „des gibt´s ja net“ oder „so ein Schas“ entfleucht mir nie.  Nur beim Golf. Da ist es anders. Also nicht akustisch, aber innerlich. Da steigt schon vor jedem Schlag mein Puls (Pulsmesser-objektiviert), ganz ohne bergauf und Turnier. Schlechte Schläge (Was sind schon schlechte Schläge?) fächeln einen aktiven Vulkan an, der irgendwo in der Magengegend vor sich hin brodelt. Manchmal braucht es mehr Zunder, manchmal weniger. Doch wenn das seismische Ereignis erst einmal in Gang gesetzt ist, gibt es kaum mehr ein Zurück. Es hilft dann bloß noch die gute Erziehung, die in Anwesenheit fremder MitspielerInnen äußerliche Contenance gebietet. Der Tag ist versaut. Nur noch ein Birdie auf der 8 kann ihn noch retten. Aber leider! Mit HCP – 26 ist die Statistik diesbezüglich dein Feind.

Sie sehen, Gelassenheit ist meine Stärke nicht. Ich übe: Ich meditiere (30 Tages-Paket: „Work toward a more balanced mind, recognize calmness and become less reactive, even in tough situations.“), ich lese („Wie Sie Ihre Hirnwichserei abstellen und stattdessen das Leben genießen“). Ich versuche mich über die gelungenen Schläge zu freuen und alle anderen (geistig) unkommentiert zu lassen („Was bist denn so schweigsam heute?“). Das Wetter ist schön, die frische Luft tut mir gut, die Bewegung ist gesund, die Leute sind nett … Ich werde besser. Hoffentlich bald, kruzefixteifleininochamal! Und jetzt geh ich zum Scrabbel-Training!

Literatur/Links

Wie Sie Ihre Hirnwichserei abstellen und stattdessen das Leben genießen, Giulio Cesare Giacobbe, Verlag Goldmann

www.Headspace.com, Headspace is meditation made simple. Learn online, when you want, wherever you are, in just 10 minutes a day.


Dieser Text erschien in der Golfrevue II/2016.

Die Idiokratie zieht ihre Teufelskreise.

Die Idiokratie zieht ihre Teufelskreise.

Eine Polemik.

Im WWW findet frau zuweilen vieles, was sie nicht finden will. Das meiste kann frau getrost an sich vorüberziehen lassen. Manches aber, löst Bestürzung aus. Wie dieser auf youtube gepostete Ausschnitt aus der italienischen Dokumentation „Der Körper der Frauen“.  Das müssen Sie sich ansehen! [youtube=http://www.youtube.com/watch?v=LmYhdj0wHs4](Ist zwar auf Italienisch, aber die gezeigten Bilder reichen völlig, um zu verstehen – leider). Hingeschnitzte, gespannte, aufgepumpte Frauenfratzen, sich entblößende Langbeinige und –haarige, auf Surfbords reitende Kurzbeschürzte, Brustimplantatsentblößungen – so wollen die Italiener ihre Frauen. Und deshalb wählen sie auch Berlusconi. Der kann nämlich mit seinen über 70 Jahren immer noch Minderjährige „beglücken“ (sic)! Und das sei immer noch besser, als sich von Männern ablenken zu lassen,  wie der homophobe Cavaliere (sic!) ins – wahrscheinlich – eigene Mikrophon schmettert.

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In den USA hat Barack Obama die Midterm-Elections haushoch verloren. Die Tea-Party mobilisierte ihre AnhängerInnen u.a. mit einem Banner, das die Gesundheitsreform von Obama mit dem Holocaust vergleicht: „National Socialist Health Care: Dachau, Germany — 1945,“ (http://www.digitaljournal.com/article/281678#ixzz14PMtFykZ).

Nur ein paar Monate nach der verheerendsten Ölpest im Süden der USA, ist die Mehrheit der Amerikaner für den weiteren Ausbau der Tiefseebohrungen. Selbst in den von der Ölpest am stärksten betroffenen Bundesstaaten, haben die Menschen „eingesehen“, dass der Unfall (sic!) mit der Deepwater-Horizon nur ein bedauerlicher Einzelfall gewesen sei. Eine milliardenschwere „Aufklärungskampagne“ der Erdöllobby kam vor den Midtermelections grad recht. (http://derstandard.at/1287099214802/Golf-von-Mexiko-US-Regierung-laesst-wieder-Tiefseebohrungen-zu)

Verständlich auch, dass in einem von der (unverschuldeten) Krise gebeutelten Land wie den USA, der Klimawandel aus den Köpfen der Leute herauslobbyiert werden konnte. Die RepublikanerInnen werden uns jetzt zeigen, wie das freie Spiel des Marktes wieder alles gut machen wird, was dieser schwarze „Antichrist“, der die armen Weißen zu  Sklaven macht, verbockt hat.

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Wir können natürlich auch ausgezeichnet vor der eigenen Türe kehren: Jede Bildungsstudie stellt klar und deutlich unter Beweis, dass die frühe Selektion zwischen Mittel- bzw. Hauptschule und Gymnasium die Wissenskluft vergrößert: die ÖVP schafft es dennoch nicht, ihrem heiligen Gral abzuschwören.

Als kleines Land ohne Bodenschätze sind wir auf die Ressource Mensch angewiesen (jetzt abgesehen von der Natur, die wir

Bevölkerungspyramide Österreich 2050

auch unaufhaltsam zerstören). Gut ausgebildete junge Menschen sollten bald viele mehr oder weniger demente Menschen erhalten.Was passiert: Die Universitäten werden schrittweise ausgehungert, der Bezug der Familienbeihilfe wird gekürzt, Subventionen im Zusammenhang mit Aus- und Weiterbildung werden zusammengestrichen.

Eine hartherzige (oder opportunistische – oder beides) Frau Ministerin lässt sich zunächst von Rehäuglein nicht beeindrucken, eine Republik nicht  von einer (damals noch) 15-Jährigen erpressen und schickt das gut integrierte Mädchen zurück in den Kosovo. (Sie wollte ev. eine Ausbildung zur Altenpflegerin machen.) Es folgen viele, von den Medien vernachlässigte, gut integrierte AsylerwerberInnen). Keiner sagt was. Erst als Wahlen anstehen, und das H.-C.-Gespenst immer realer wird, treibt sie es zu bunt: Die Abschiebung von 2 kleinen Mädchen empört endlich die Richtigen. Was macht die Ministerin? Ein Schuldiger (Bgm. von Steyr) und ein Bauernopfer (Chef der Fremdenpolizei) müssen her und werden auch schnell gefunden. (Blöd nur, dass sich der Bürgermeister von Steyr nicht wehrlos zum Prügelknaben der andersfarbigen Ministerin machen lässt.)

Es stimmt schon, in manchen Gegenden Wiens ist Multikulti kein Spaß mehr. Nicht in unserem derzeitigen System! MigrantInnen werden nicht als Bereicherung angesehen und als solche gefördert, sondern als Belastung. Es ist – in den meisten Fällen – nicht die Nationalität, die uns entzweit. Es sind die Bildungsunterschiede und die daraus resultierenden Verhaltensweisen, die eine intellektuelle Auseinandersetzung unmöglich machen und die Ablehnung hervorrufen.  Dann schreien die Menschen nach einfachen Lösungen wie: mehr Polizei auf der Straße! Ausländer raus! Keine Moscheen in Österreich (wo derzeit keine einzige in Planung ist)! Keine Staatsbürgerschaft für Franzosen, die Polizisten angreifen! Keine Roma in Frankreich! Keine Roma in Ungarn! Keine Schwulen in Russland!,… Keine Schwulen am Standesamt!

Derweil stopfen wir echten ÖsterreicherInnen/Deutschen… uns mit probiotischen Joghurts voll, weil die Lebensmittelindustrie uns weismacht, ein Fläschchen täglich stärke die Immunabwehr. (Würden wir dieser nachkommen, kostete uns die tägliche Actimel-Dosis € 181,6 pro Jahr!) In Wahrheit gefährden wir ev. sogar unsere Gesundheit damit (http://derstandard.at/1288160227185/Interview-Fuer-Probiotika-fehlt-jede-Risikoabschaetzung). (Schon allein die tägliche Zuckerzufuhr – 11,4 Gramm Zucker pro 100g – ist bedenklich.) Doch wenn die Verdauung dann nicht mehr so gut funktioniert, nehmen wir halt täglich ein Activia-Joghurt zu uns – mit 16 Gramm Zucker pro 100g. Und schon kommen die 50 Cent-Actimels hinten wieder raus!

(A propos hinten raus: „In Österreich werden pro Kopf im Jahr an die 10 kg Klopapier gekauft. Für dieses Wegwerfprodukt wird meist hochwertige Holzfaser verwendet, die zu einem hohen Anteil aus illegalem Holzeinschlag stammen. Gängige Marken gehören großen Konzernen an, die 70 % des globalen Marktes beherrschen und dafür Millionen Bäume fällen lassen.“ (http://www.umweltberatung.at/start.asp?ID=15403) In Indonesien sind die Regenwaldzerstörer der Papier- und Palmölindustrie besonders aktiv: jährlich werden 1,8 Millionen Hektar (!)zerstört.)

In Österreich sind Helden von morgen heute schon junge Menschen, die mehr oder weniger gut singen können und sich von mehr oder weniger bekannten Menschen auf massentauglich trimmen lassen. Die Massen bewerten dann auch deren Tauglichkeit. Heraus kommt der kleinste gemeinsame Nenner.

Aber so ist das halt in der Demokratie – der, nach Winston Churchill, schlechtesten aller Staatsformen, ausgenommen aller anderen.

Und die Aussichten werden nicht besser. Idioten wählen Idioten. Den Diskurs verstehen sie nicht, oder wollen ihn nicht verstehen. Der ist unbequem, kompliziert und führt eventuell zu Einschränkungen (weniger Autofahren, mehr Lesen, mehr frisch, weniger Fleisch kochen, weniger Müll kaufen,…).

Deshalb wird die Berlusconisierung der Welt voranschreiten. Und unsere Töchter & Söhne werden sich die Lippen aufpumpen und die Wampe weghungern (30% der 17jährigen Mädchen leiden an Essstörungen, © MMA, Medical Tribune, 42. Jahrgang, Nr. 18/2010) oder wegsäbeln lassen. Sie werden täglich ins Fitnesscenter fahren (sic!), mit 24 einen Uniabschluss, ein Auslandsemester, ein freiwilliges Soziales Jahr und diverse unbezahlte Praktika absolviert haben müssen, um einen der begehrten, hochdotierten Jobs in (teilweise staatlich subventionierten) Banken, Wirtschaftsberatungsunternehmen, Lobbyinagenturen o.ä. zu ergattern. Sie werden als Lobbyisten Abwrackprämien für die Automobilindustrie herausverhandeln, die auch in guten Zeiten nicht refundiert werden müssen, die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängern, den Ausbau von Schigebieten in Naturschutzgebieten vorantreiben. Sie werden die Abzocker von morgen. Geht´s der Wirtschaft gut, geht’s allen gut. Niki Lauda wird Bundeskanzler und Heinz Prüller sein Pressesprecher.

Dann wäre sie endlich offensichtlich – die Idiokratie!