Gertraud Klemm, Einzeller

Gertraud Klemm, Einzeller

Der Feminismus ist wie eine alte, kinderlose Tante, die niemand besonders gernhat, weil sie immer dasselbe plappert. Von der man trotzdem gern Geld nimmt, zu Weihnachten und zum Geburtstag.

Ein Must-Read für alle (post-, ex-)Feminist:innen (to be) sowie alle politischen Menschen.

Der Inhalt – in einer Frauen-WG treffen unterschiedlich ausgeprägte feministisch-engagierte Charakter aufeinander – ist eigentlich nur ein Vorwand, um Feminismus zu deklinieren. Ich hab selten sowas Gescheites, Reflektiertes, Kritisches gelesen. Einzeller ist wahrscheinlich nur deshalb kein Sachbuch, weil sich ein Roman besser verkauft – der Barbie-Effekt auf hohem intellektuellen Niveau 😉

Ich frage mich ja immer wieder, warum nicht jede Frau (bei Männern kann ich es noch ein bisschen besser verstehen) Feministin ist und stolz darauf? Weil man(n) uns den Begriff gestohlen und was Schirches daraus gemacht gemacht hat? Dabei geht´s im Feminismus nur darum, die Welt für ALLE gerecht zu machen.

Man(n) hat uns geschickt auseinanderdividiert, sodass wir jetzt Partikularfeminismus betreiben und uns gegeneinander aufhetzen. Nutznießer sind die Konservativen und/oder Rechten. Denn wenn wir uns zerfleischen, haben wir keine Zeit, sie bzw. das System von dem sie profitieren zu bekämpfen.

(Erinnert mich an die Ökobewegung, an die SPÖ, teilweise an die Grünen – früher.)

Diese Situation schildert Klemm in allen ihren Facetten. Sie zögert nicht (extrem) unbeliebte Standpunkte einzunehmen. Diese können sehr überzeugend sein, vor allem, wenn frau bereit ist, ihre Werte der Pragmatik zu opfern.

Zitierfähig

Ich habe so viele Stellen im Buch angestrichen, dass es aussieht wie meine alten Uni-Skripten 🙂

Hier noch ein paar Auszüge…

Die Kinder sind die Weichstelle jeder Revolution, dort wächst ihr kein Knochen, nicht einmal Hornhaut. An der Liebe zu den Kindern ist noch jede weibliche Revolution zerbrochen. Ihre Kinder werden Frauen niemals opfern. Darauf ist Verlass. Darauf können alle Männer bauen, am allermeisten die Väter. 

Die Mütterlichkeit und die Religionen: Damit haben sie die Frauen von beiden Seiten im Griff; vom Himmel und von der Erde. Von unten zerren die Kinder an ihren Rockzipfeln, von oben stülpt die Männerkirche ihnen die Minderwertigkeit über. Religion und Patriarchat. Wenn die beiden nicht so fest aneinanderkleben würden!

Cover des Buches Einzeller
Gertraud Klemm
Einzeller
Hardcover, 308 Seiten
kremayr& scheriau
ISBN 978-3-218-01382-6

Erster Satz

Eleonora hält die Leiter, an der die Farbdose hängt.

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