Fasten next try 1

Fasten next try 1

oder wie ich eine Ehrenrunde im KH Zwettl einlege

Nach meinem halb gescheiterten Versuch im November 2021 in Marienkron, starte ich nun einen neuen im Waldviertel am Klosterberg. Es war nicht ganz einfach überhaupt einen freien Platz Ende März/Anfang April zu bekommen. Klosterberg war zunächst ausgebucht (wie immer im Frühling, wie ich mir hier sagen hab lassen), Pernegg ebenfalls – zumindest jene Fasten-Kurse, die ich gerne gemacht hätte – wie Fasten & Golf zum Beispiel. Das Biohotel Daberer in Kärnten ist geschlossen, weil es grad umgebaut wird. In der Fastenbranche müsste man sein!

Am Montag dann der überraschende Anruf: Es ist jemand ausgefallen, ich kann am Donnerstag anreisen! Allerdings nur ein weniger schönes Zimmer. Keine Zeit, großartig nachzudenken. Gut so.

Die Fahrt nach Langschlag zaht sich. Beinahe werde ich nervös, weil ich keinen Pass mithabe und gefühlt jeden Moment die Grenze überquere. Stimmt natürlich nicht. Nach 1h45 durch leider noch sehr braune Landschaft mit gelben Klecksen (Forsythie) komme ich doch an. Bin erstaunt wie groß Langschlag ist… (Wie ich später erfahre, gibt´s hier sogar eine Rot Kreuz Station!)

Das Hotel

Foto: Daniel Zangerl

Hell, freundlich, naturnah mit vielen Pflanzen. Großzügige Aufenthaltsräume, die Mitarbeiter:innen extrem freundlich – mit allen per du.

Mein Zimmer ist – wie angekündigt – ok. Die Tatsache, dass ich keinen Balkon habe, ist insofern nicht schlimm, als es eh seit meiner Ankunft, also seit 4 Tagen, regnet (stimmt faktisch nicht, es sind nur drei, davon der Tag, den ich zu zwei Drittel im Krankenhaus verbracht habe.). Der Vorteil: Mensch verbringt ohne Reue viel Zeit im wirklich sehr schönen Wellnessbereich. Es gibt zwei Saunen, eine davon für mich weil nur 60 Grad, ein riesiges Schwimmbecken, nicht für mich, weil ich nur bade und nur sehr ungern schwimme. Ein Dampfbad, da war ich noch nicht aus Kreislaufgründen, eine Infrarotkammer, eine Salzgrotte und herrliche Liegebereiche. Seit neuestem gibt es hier auch diese Schaukelliegen, in denen mir im Nu schlecht wird. Aber sie sehen sehr schön aus!

Gesundheitshotel Klosterberg außen
Foto: Daniel Zangerl

Der Plan…

…wäre gewesen 10 Tage Tee- und Saftfasten. Ich habe diesmal schon ein bisschen vorgefastet, um nicht ganz so unsanft runterzukrachen. Allerdings habe ich am Donnerstag noch gut mit dem Mann gefrühstückt und – ich gestehe – einen Kaffee getrunken. Hier gibt es als erste Mahlzeit zu Mittag noch gekochte Kartoffeln mit gemischtem Gemüse – eine ordentliche Portion, die ich nicht ganz aufesse. Dazu trinke ich jetzt schon viel Tee. Am Nachmittag gehe ich in das super ausgestattete Fitnesscenter für 1 Stunde Cardiotraining am Stepper. Abends (Pensionistenheim-Zeit) gibt´s eine Suppe. Meine Tischnabarinnen sind sehr nett und wir habens gleich lustig. Alles scheint gut.

Die Wirklichkeit…

…spielt sich anders ab: Ich lese. Die Zeit vergeht. Ich lese. Ich habe seltsames Herzklopfen. Ich lese. Es beginnt irgendwo zu Rauschen. Ich halte mein Ohr an die Wand meines Zimmers, muss aber feststellen, dass das Rauschen in mir ist. Meine Oberschenkel beginnen sich immer wieder zu verkrampfen. Ich mache eine Entspannungsübung und lese weiter. Mir wird schlecht. Ich stehe auf, öffne das Fenster, atme tief ein und aus. Es ist 23h, im Hotel ist alles ruhig, die Rezeption schon lange nicht mehr besetzt. Im Bademantel schleiche ich durch die Gänge und suche den Fitnessraum, dort gibt es ein Blutdruckmessgerät. Der Fitnessraum ist versperrt. Ich google und lese was von Schlaganfall. Wenn man Sehstörungen hätte, müsse man unbedingt SOFORT die Rettung rufen. Mir poppen die Augen aus den Höhlen. Ich erinnere mich an die Beschreibung Joachim Meyerhoffs Schlaganfall in „Hamster im hintern Stromgebiet“ und will die Rettung rufen.

Doch wie peinlich ist das denn mitten in der Nacht, mitten im Waldviertel, in einem Hotel am ersten Abend die Rettung zu rufen?!?

Meine Backen sind rot, die Augen auch. Ich zittere. Es ist ein Uhr nachts und ich rufe 1450 an – geht übrigens auch in NÖ. Nach ein paar gezielten Fragen sagt der sehr sachliche Mensch am Telefon: Ich schicke ihnen die Rettung. Ich wecke telefonisch den Hotelchef – extreme Scham -, ziehe mich an, packe Telefon, Akku und Buch in die Handtasche und tapse in die dunkle Lobby. Und da sind sie schon. Ich bin erleichtert, dass die Hoteltüre aufgeht wie angekündigt. Im Krankenwagen wird mein Blutdruck gemessen: 180 zu irgendwas. Und ab geht´s nach Zwettl, denselben Weg zurück, den ich ca. 12h vorher gefahren bin.

Im Krankenhaus herrscht totale nächtliche Ruhe. Auf der internen Abteilung kümmern sich 3 Frauen sehr freundlich um mich. Mir wird Blut abgenommen, der Blutdruck ist mittlerweile auf 165 gesunken. Ich werde stationär zumindest über diese Nacht aufgenommen. Ich bekomme ein Beruhigungsmittel (Scham). Im Bett neben meinem schläft eine 88-Jährige (wie ich ein paar Stunden später erfahre), die immer wieder Atemaussetzer hat und dann lautstark nach Luft schnappt. Immer wieder fiepst und piepst es. Auf meiner anderen Seite liegt Gertrude, die 7 Kindern, 9 Enkerln, die alle „was wurn san“, hat. Ich weiß jetzt von allen was sie wurn san, und wo sie gelernt haben, wo sie jetzt leben und arbeiten und natürlich die Vorgeschichte der Gertrude, die den ganzen Ort schockierte, weil sie 6 Monate nach der Hochzeit schon das erste Kind gebar! „Jo die Liebe woar hoit groß!“)

Shortcut: Ich fuhr am Nachmittag desselben Tages wieder ins Hotel zurück, wieder mit der Rettung mangels Taxi oder öffentlichem Verkehr. Der Arzt riet mir vom Fasten ab („Mir krieagns dann immer die von da oben.“), sagte mir aber eindringlich, dass ich unbedingt zum Gemüsefasten wechseln solle, wegen der Elektrolytverschiebung – kenn ich ja schon aus 2021. Also wieder nix mit nix essen. Ich werde es auch in den nächsten Jahren nicht mehr probieren. Mein Körper (oder Kopf?) schafft das offenbar nicht. Obwohl ich meinem Darm wirklich mal eine Erholungspause gönnen wollte. So mit gar nix tun. Naja. Dafür beneiden mich jetzt meine (ex-)Tischnachbarinnen, wenn ich morgens eine Apfel-Heidelbeermus bekomme oder gestern „Abend“ (i.e.16.30h) einen Borschtsch. Ich dope mich mit Natriumchlorid, Kalium und Magnesium und hoffe, dass ich die verbleibende Tage auch irgendwie genießen werde können.

Foodporn nur eingeschränkt möglich, weil das Handy meisten am Zimmer bleibt…

Chili-Kreuzkümmel-Karotten auf Erbsen-Kartoffelpurée und Chinakohlsalat mit Erdnussdressing*
Apfelmus-Heidelbeer-Mus

*Es ist schon klar, dass es sich hier um Marketing-Bezeichnungen handelt! Kein Salz, kein tierisches Eiweiß, kein sonstwas Ungesundes. Das heißt, es schmeckt schon sehr anders, als der Name suggeriert!

2 Kommentare zu “Fasten next try 1

  1. Na Oide, was führst denn auf? Pass auf auf dich und mach nicht so was Gefährliches wie Fasten!!! Außer Fasten your seatbelts beim Autofahren!

    Wünsch dir nur das beste, hoffe, es geht dir wieder gut und es bleibt auch so. Ein bissl fasten kann man übrigens daheim auch, ich mach zum Beispiel immer wieder dieses Intervallfasten, tut mir gut und fällt mir – im Gegensatz zum Beginn – auch nicht mehr schwer, am Abend nichts zu essen und zu trinken (außer Wasser und ungesüßte Tees)!

    Bis bald mal wieder, vielleicht beim einem deiner tollen Frühstücke, herzliche Grüße, Bernhard

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