Sardinien Teil 4: Livorno ist keine Reise wert

Sardinien Teil 4: Livorno ist keine Reise wert

Aber wenn man schon da ist, kann man sich ja auch gleich was anschauen. Also schnallen wir die Fahrräder vom Bus (schon eine Action) und fragen nach dem Weg. Die hochgezogenen Augenbrauen der Dame an der Rezeption verheißen nichts Gutes. Dabei sind es doch nur 7 km!

Schon bald wissen wir, was sie gemeint hat: der Radweg endet nach 200m abrupt. Übrig bleibt die Strada Statale, die genauso breit ist, wie 2 LKWs. Gut, dass heute Sonntag ist, denn da fahren die riesigen Tanklaster nicht, die die hier aufgefädelten Raffinerien ansteuern, nicht. Livorno ist einer der größten Ölhäfen Europas. (Man riecht es auch teilweise.) Aber vor allem führt unser Weg vom Campingplatz 15 Minuten entlang des riesigen Industriegebiets. Schön schirch quasi. Belohnt werden allerdings wir mit dem Viertel Venezia Nuova. Einem der netteren Stadtteile Livornos. Viele Brücken, viele Kanäle, eine alte Festung, die allerdings die neuere ist, wie sich andernorts herausstellt.

Eine Spazierfahrt durch die Stadt offenbart – neben wirklich arg heruntergekommenen Gebäuden – ein Baujuwel der Sonderklasse: die Synagoge. Urteilt selbst…

Nach einem überteuerten, dafür gar nicht so gutem frühen Abendessen (Cacciucco, die berühmte Livornesische Fischsuppe, also Martin, ich nicht) (früh essen wollen ist ja in Italien immer ein Fehler, da haben nur die Touristenfallen und die, die müssen, offen) schauen wir noch zur Hauptattraktion der Stadt, in der der italienische Kommunismus seinen Ursprung hat, die Terrazza Mascagni. Und das ist nun wirklich spektakulär. Eine riesige Fußgängerzone entlang des Meeres mit einer fantastischen Aussicht – und das im Sonnenuntergang!

Hafen von Livorno im Sonnenuntergang

Das Aquarium können wir nicht mehr besuchen, denn wir wollen die Fahrradstrecke unbedingt noch bei Tageslicht hinter uns bringen. Zumal für den Abend bzw. die Nacht ein heftiges Gewitter angesagt ist.

Das Gewitter bleibt glücklicherweise aus, aber es regnet in Strömen. Wir sind froh, dass wir alles noch am Vortag verstaut haben und jetzt dem Campingplatz beim Überfluten zusehen können -ahja, da merkt auch der Livorneser, dass es sich lohnt, die Abflussgitter reinzuhalten… Nach ein paar Stunden ist der Spuk vorbei. Die Sonne kommt raus und tut so, als wär nix gewesen😇

Fein – heute steht die Überfahrt mit der Fähre an und da wünschen wir uns keinen Sturm, selbst wenn die Moby Fantasy ein Monster von einem Schiff ist, das so leicht sicher nicht ins Wanken gerät…

Anekdote am Rande: In einer Kirche sehe ich ein Bild von einem brennenden Schiff, darunter den Hashtag: #siamo140. Neugierig wie ich bin, muss ich gleich nachlesen. Und siehe da: Es handelt sich um das größte Schiffsunglück in Italien nach dem 2. Weltkrieg, bei dem Fähre Moby (sic!) Prince mit einem Tanker zusammenstieß, in Flammen aufging und 140 Menschen starben, ein einziger Mensch überlebte diese Katastrophe. *verdrängverdräng*

Sardinien Teil 3: Zwischen Adria und Thyrrenischem Meer

Sardinien Teil 3: Zwischen Adria und Thyrrenischem Meer

Nach einem eher unerfreulichen Golferlebnis im an sich tollen Club della Montecchia (unbedingt auf die richtige Schreibweise achten!) – zunächst hat uns das Navi sicher nach Montecchio geführt, wo alles Mögliche war, nur kein Golfclub. Also waren wir 1 Stunde zu spät dran…

Eine sehr schön Anlage, die wir leider nur zu einem Teil bespielen konnten.

Dann haben wir für 10 Loch über drei Stunden gebraucht, weil vor uns eine holländische Golfgruppe ihre Greenfee über Gebühr ausschöpfte – ob sie es genossen, daran zweifle ich stark… Es war so zach, dass wir mit unseren Spielpartnern aus Deutschland übereinkamen, Essen im Clubhaus ist befriedigender als Warten am Platz.

Also nach einem eher vermurksten Tag machten wir uns auf nach Chioggia (sprich: „Kiodscha“ nicht Kotscha und auch nicht Tschiogga ebenso wenig wie Tschotscha – alles schon gehört!). Ein Bikerundfahrt in der Altstadt, die ein bisschen wie ein kleines Venedig daherkommt, gefolgt von einem Aperitivo auf der belebten Fußgängerzone – schon ist alles gut!

Die Campinglätze dort sind zwar riesig und zu dieser Zeit immer noch sehr voll. Aber wir haben einen feinen Platz am Rand auf einer Wiese bekommen. Es war sehr ruhig und idyllisch. Abgesehen von den auch dort ausgehungerten Gelsen, die einen, kaum war man aus dem Wagen, anfielen wie die Zombies in The Walking Dead. Nach dem Morgenyoga hab ich ausgesehen, als hätte ich die Masern! Wer braucht schon Zen, wenn er angesichts der gierigen Meute weiterhin seine Asanas praktiziert. Ist auch für die Fitness gut, weil man viele Übungen einarmig ausübt, da ja die andere Hand immer fürs Schlagen freibleiben muss.

Das Schwimmen im Meer war immer noch super angenehm! Wenngleich es mehr Flundern als Schwimmen ist, weil das Wasser ja sehr weit hinaus flach bleibt. (Und nein, weder Bauch noch Busen streifen am sandigen Meeresgrund; bei meinem Schwimmstil sind es die Füße! Kann sein, dass ich da seit meinem letzten Schwimmkurs 1974 was verlernt habe…)


Circa eine Stunde von Chioggia entfernt liegt die wunderbare kleine Insel Albarobello. Sie gehört der Industriellenfamilie Marcegaglia (Stahlindustrie, über ca. 6.000 Mitarberter:innen, wovon 3.000 an diesem Wochenende auf die Insel eingeladen waren). Albarobello ist eine Gated Community nach amerikanischen Vorbild: eingezäunt, der Zutritt ist nur mit Genehmigung (oder einer Teetime) erlaubt, ein Tagungshotel, viele Villen, Tennisplätze, ein Yachthafen (!) und ein eigener Golfclub – Mann gönnt sich ja sonst nichts.

Wir waren schon vor einigen Jahren dort. Das Spezielle ist, dass der Golfplatz sehr naturnahe ist. Gedüngt wird von einer großen Damhirschherde, die fei über den Golfplatz zieht. Das Wassermanagement erfolgt über das Grauwasser der Ferienanlage. Direkt hinter dem Golfplatz befindet sich ein großer Strand, der an die Maremma und das dort befindliche Vogelschutzgebiet grenzt.


Der Tag war herrlich! Feinstes Spätsommerwetter, eine leichte Brise und diese herrliche Landschaft. Über das Golfspiel breiten wir erneut den Mantel des Schweigens. Und danach eine Flunderrunde in der Adria. Hach!

Doch wir müssen weiter, die Fähre ruft! Also machen wir uns nach 2 Tagen an der Adria auf den Weg quer durch die Toskana nach Livorno, wo wir die schirchste Fahrradtour aller Zeiten gemacht haben…

Wenn das mal kein Cliffhänger ist!

Stück für Stück Richtung Meer

Stück für Stück Richtung Meer

Nach unserer Sturmnacht bei Supermario pflücken wir uns noch ein paar Tomaten direkt vom Strauch und machen uns auf den kurzen Weg nach Mogliano zum Golfplatz Villa Condulmer. Der Kontrast zwischen ugly Camping und snobby Golf ist immer ganz witzig…

Der Golfplatz ist ein beeindruckender Parklandkurs. Mit ganz vielen, uralten Bäumen, darunter einer wirklich riesigen, über 200 Jahre alten, Platane. Das finden sogar die ökologisch eher zurückhaltenden Italiener schützenswert: Wer den Baum beschädigt, muss mit bis zu 10.000 Euro Strafe rechnen!

Die vielen Bäume zwingen zu einem sehr geraden Spiel. Nun ja, meinem Körper ist das leider heute schnurz. An Tagen wie diesen konzentriert man sich halt auf die Landschaft und zum Beispiel das riesige Tor, das von Loch 2 zu Loch 3 zu durchqueren ist…


Ich fotografiere Bäume und google sie – Lärche, Steineiche, chinesische Ulme oder doch Europäischer Zürgelbaum? Die KI ist so präzise wie mein Golfspiel heute.


Loch 7 überrascht mit einem doch recht langen Abschlag entlang eines Flüsschens. Sicherheitshalber nehme ich die Route in die Pappeln rechts 🙈.


Die hinteren 9 sind dann viel freundlicher, offener, breiter. Theoretisch. In einem großen Teich schwimmt gemütlich ein Nutria und macht sich – ich bin mir ziemlich sicher – über meinen großartigen Schlag ins Grün lustig: Endlich einer, den ich wirklich gut treffe (Wer rechnet denn damit auf der 17?!), leider viel zu weit, plopp, eine Spende an die Nutria-Kinder.

Das Essen im Clubhaus entschädigt dann aber für alles: Prosciutto mit Melone und glutenfreie (!) Pasta mit Salsiccia, bzw. Speck, Zucchini und Pecorino mit Gluten für den Mann. Der Café sowieso hier immer gut.

Auf zum Heiligen Pius

Unsere Route nach Livorno haben bewusst wir stressfrei geplant. So bleibt uns noch einige Zeit, die Provinz Padua zu erkunden. Dabei landen wir beim Heiligen Pius, der sogar einen Campingplatz ins Leben gerufen hat! Wie vorausschauend!

Dichte Bambus(!)haine, wenige, sehr grüne und ruhige Stellplätze zeichnen diesen Minicampingplatz nahe Padua aus. Die Waschräume sind in Containern untergebracht, Dusche und WC in einem Raum. Wär kein Problem, wenn einem nicht das Duschwasser des Nachbarn über die Füße rönne. Igitt. Aber dafür hat Gott, Pius oder wer auch immer ja Plastikschlapfen erfunden. Diese sind sowieso ein absolutes Must-Have jeder WoMo-Reise am besten mit einer dicken Sohle, man weiß ja nie, was zu durchwaten ist…


Womit wir so nicht gerechnet haben, ist der Angriff der Killergelsen! Jedes nackte Flecken Haut wird sofort zum All-you-can-eat-Buffet erklärt. Ohne Anti-Brumm gehst du hier in Nullkommanix an Blutarmut zugrunde. Gut, dass wir im Bus einen Gelsenstecker haben. Ist sicher nicht gsund in so einem kleinen Raum. Aber man muss Prioritäten setzen.

Ein Bus namens Vanda

Ein Bus namens Vanda

Das ist sie.

Der Van da ist Vanda (kreativer Name, oder?) und gehört seit März dieses Jahres uns. Es ist ein Peugeot, ausgebaut von Megamobil. Vanda ist 640 cm lang und 210cm breit. Sie ist ein sog. H3, also das höchste Ding, das es als „Auto“ gibt, weil sich der Mann ja sonst nur gebückt fortbewegen könnte. Diese physische Tatsache hat auch Einfluss auf die Autolänge, denn mit über 1,80 willst du nicht im Querbett schlafen.

Vanda hat schlappe 140 PS – mehr Lang- als Kurzstrecke also. Sie fährt mit Diesel, Verbrauch wissen wir noch nicht so genau, aber ca. 11l auf 100km. Eher schirch beim Tanken, zumal wir ja normal mit mehrheitlich eigenem Strom fahren.

Während der Mann auf Höhe und Länge bestanden hat, musste es für mich ein eigenes WC sein. Nicht, dass es sonderlich bequem wäre, aber in der Nacht mag ich nicht allein in die Prärie oder über den Campingplatz sausen müssen… Dusche gibt’s auch, aber Golf- und Campingplätze verfügen meist über die bequemeren Waschräume.

Wir haben zwei 100 Ah Batterien, und ein bisschen Solar die uns im Normalgebrauch 3-4 Tage Autarkie erlauben. Wichtig ist auch: Wir haben eine natürlich eine Heizung! Bist du aus Österreich, ist das quasi zwingend nötig.

Was wir mittlerweile sehr zu schätzen wissen ist das Hubbett, also ein Bett, das elektrisch rauf- und runtergefahren werden kann. So kann man den Stauraum drunter super nützen und zur Not, kann man dort sogar ein weiteres Bett (würde ich nie machen, aber…) einbauen.

Von großem Vorteil ist das LKW-Navi, das genau die Maße unseres Autos kennt und uns daher nicht in irgendwelche italienischen Altstadtzentren oder zu niedrige Unterführungen lotst. Dafür muss man Geduld haben, während man das Ding programmiert, kann man als Profi-LKW-Fahrer problemlos seine Ruhezeiten absolvieren.

Bis zu unserer aktuellen Fahrt waren bisher immer nur ein paar Tage am Stück unterwegs. Ich glaube, Vanda war extrem langweilig. Die Langstrecke – wir haben ca. 3.000 km vor uns – ist genau das richtige für sie!

Es razt a wengl

Es razt a wengl

Das ist die das steirische Gegenteil von „es flutsch“ und beschreibt unsere WoMo-Tour ganz gut. Auch die Stimmung ist mitunter leicht gereizt, wenn wir uns zwischen lauter bescheidenen Varianten nicht entscheiden können. Dass das Auto bereits seine Macken hat – und das in seinem erst 3. Lebensjahr – machts nicht besser. Vor allem das Pfeifen der zentralen Dachluke ab Tempo 100 macht das Fahren zu einer akustischen Zen-Übung. Vom Hörspiel haben wir schon in Wiener Neudorf Abstand genommen, wir verstehen ja nicht mal, was die Frau im Navi uns sagt. In jeder ausreichend engen Kurve tropft es aus dem vorderen Innenlicht und der viele Regen füllt es immer wieder voll – danke. Auch der Kühlschrank braucht besondere Zuwendung sonst kühlt er nicht, und letzte Nacht hat doch tatsächlich jemand unser Stromkabel abgesteckt!

Alles in allem razts hoit. (Hab ich mich übrigens schon ausreichend über die italienischen Autofahrer aufgeregt? Disziplinlos, viel zu schnell, ja nicht nachgeben, Kolonne rechts überholen und dann reinzwicken…die Sorte halt.)

Die Sonnenseite

Dafür haben wir heute einen sehr schönen Golfplatz in Mailand – tatsächlich ein Parklandkurs in der Stadt – gespielt: Le Rovedine. Super Zustand trotz des vielen Regens. Die 7 Trilliarden Minkerln, die in Auge und Ohren und Mund geflogen sind, haben uns davon abgehalten allzu viel zu sprechen. Wäre aber eh nicht möglich gewesen, da unser Flightpartner, ein Local, offenbar für die Speedgolfmeisterschaften trainiert hat: abschlagen, vorlaufen, Putten vor allen anderen, auf zum nächsten Loch. Ballsuchen ein Luxus, den man sich nicht leistet, schon gar nicht hilft man anderen dabei. Gut dass er nach 9 Löchern aufhören musste. So ein unfreundlicher Vollfatzke ist uns schon lange nicht mehr auf einem Golfplatz untergekommen.

Wir kamen aber auch auf den hinteren 9 Loch nicht dazu, die Schönheit des Platzes richtig zu würdigen, denn da hatten wir zwei neue Verfolger wortwörtlich auf den Fersen… Dabei wären es die vielen alten, riesigen Bäume durchaus wert gewesen, sie zu bestaunen, etwa die riesigen Zedern. Die zahlreichen Wasserschildkröten hätte ich mir auch gerne genauer angeschaut und die vielen Hasen, die das Rough bevölkern. (Werden übrigens von Greenkeeper-Hunden dezimiert. Grausam aber effektiv.)

Dafür war die Greenfee mehr als fair: 55,- p.P. ohne Ermäßigung ist für 18 Loch wirklich erstaunlich günstig!

Village City Camping

TomTom hat übrigens den Campingplatz hier in Mailand nicht gefunden und das liegt sicher nicht daran, dass er neu ist. Aber man kann verstehen, dass uns Tom hier nicht herführen wollte – hat wahrscheinlich auch seinen Stolz… Der Platz an sich ist zwar sehr idyllisch mit vielen Bäumen, inmitten einer großzügigen Grünlandschaft, tolle Vogelgesangskulisse. Aber leider total verkommen. Mit 44 Euro pro Nacht noch dazu doppelt so teuer wie der bei Venedig. Die Sanitärräume sind zwar ok, aber nicht sauber. Die Abwasch zum Geschirrwaschen hat ganz sicher ein Mann konzipiert, der noch nie in seinem Leben abgewaschen hat. Die Gastro wird von Chinesen geführt, die nur ganz schlecht Italienisch oder Englisch, oder so sprechen und leider auch nicht kochen sondern nur aufwärmen. Das Rundherum ist verfallen, neben dem Verfallenen wird aus Containern was „Neues“ gebaut. Es gibt eine Taubenzucht (!), Gänse und Ponys, ich hoffe, die werden besser „gewartet“. Ich verstehe sowas nicht…

Aber morgen werden wir noch hierbleiben und das schlechte Wetter (sic!) mit Shopping in der City kompensieren. Danach solle es ja längerfristig besser werden. Dann machen wird uns auf in die Schweiz. Preismäßig hätten wir ja jetzt schon geübt. So heruntergekommen ist es bei denen sicher nicht.

Warum die Weg in die Schweiz über Venedig führt

Warum die Weg in die Schweiz über Venedig führt

Was ursprünglich ein verlängertes Wochenende in Zürich hätte sein sollen, ist nun zu einer 12-tägigen WoMo-Reise geworden. Bitte erinnert mich: Nie wieder WoMo-Urlaub im Mai! Schon bei unserem letzten Mai-Ausflug mit dem „kleinen“ Ducato waren wir vom Wetter-Pech verfolgt. Das Auto heißt ab sofort Rainchaser. Vielleicht prägt sich das ein und hält uns nachhaltig ab.

Längere Regenperioden machen sich im kleinen Bus nicht so super da erstens innen eng, zweitens wird nix trocken… Aber soweit wollten wir es diesmal nicht kommen lassen, daher führt uns unser Weg nach Zürich zunächst nach Venedig. Die Wetter-App sagt: Das ist der erste Ort Richtung Westen, wo die Sonne scheint!

In Venezia c´e il sole

Tatsächlich: bei Regen kommen wir an, in der Nach tröpfelt es auch immer wieder aufs Dach aber der nächste Tag ist nahezu perfekt (wenn man davon absieht, dass ich mich mit der Schottland-erprobten Jacke ausrüste, weil in der Früh nur 9 Grad…). Die Sonne wärmt dann doch auf 19 Grad max.

Von unserem Campingplatz Venezia Village fahren wir mit dem Bus, der in 5 Minuten zu Fuß erreichbar ist, um 3 Euro ca. 10 Minuten ins Zentrum. Von der Piazzale Roma aus erkunden wir planlos die Stadt. Wir erfreuen uns an der Sonne, am einzigartigen Flair, versuchen abseits der touristischen Hauptadern zu gehen, stehen dabei immer wieder in Sackgassen an. Wir essen wirklich gutes italienisches Essen im Nevodi, trinken schon um zwei das erste Glas Wein. Fahren nach Murano, fragen uns, wovon die dort leben, weil wir würden das Allermeiste dort nicht mal geschenkt haben wollen. Sitzen wieder in der Sonne, diesmal gönne ich mir ein Lemonsoda! Das trinke ich wirklich nur in Italien!

Was für ein herrlicher Frühsommertag! Danke Wetter-App!

Warum Zürich

Diese Frage ist durchaus berechtigt. Ich hätte mir Zürich aus Kostengründen nicht ausgesucht. ABER: Mein Lieblings-Cantautore (=Liedermacher) Pippo Pollina spielt dort – und zwar nur dort – sein 60er-Geburtstagskonzert. Da treten auch viele befreundete Künstler wie z.B. Konstantin Wecker oder Pippos Sohn Faber auf. Da ich ohnedies noch nie in Zürich war, habe ich kurzerhand vor einem halben Jahr Tickets gekauft. Allerdings hatte ich nicht so genau die „Nebenkosten“ bedacht… Die Anreise mit dem Zug und die 3 Nächte in Zürich hätten beinahe gleich viel wie das Ausborgen des WoMos für 10 Tage gekostet. Allerdings haben wir beim Buchen nicht das launische Mai-Wetter bedacht…

Lieblings-WoMo-Ritual

Flucht-artig

Wenn die Wetter-App wieder Recht hat, wird es morgen hier zu regnen beginnen. Das heißt für uns: Auf nach Milano, dort scheint angeblich die Sonne. Ich lasse es euch wissen!

Italien-WoMo-Tour – Fazit nach 4.000 Kilometern den Stiefel im Osten hinunter (und wieder rauf)

Italien-WoMo-Tour – Fazit nach 4.000 Kilometern den Stiefel im Osten hinunter (und wieder rauf)

Wir fanden Italien super! ABER:

Die Italiener*innen…

Natürlich gibt´s „die“ Italiener*innen nicht. Dennoch möchte ich meine Beobachtungen ein bisserl verallgemeinern, denn umsonst schaut ein Land nicht so aus, wie es ausschaut. Und außerdem freue ich mich auf Widerspruch 😉

… sind Egoist*innen. Ihr nur gering ausgeprägtes soziales Verhalten manifestiert sich beim Autofahren (wobei sie sich nicht über die Egomanie der anderen aufregen!), beim Parken (Hauptsache ich stehe nahe, egal wen ich behindere), beim Pflegen des Allgemeingutes (die Straßen sind teilweise löchrige Müllhalden, der Strand ist nur dort gepflegt, wo er privat, also gewinnbringend betrieben wird …), bei der Gestaltung ihrer Gebäude – alles was nicht historisch ist, ist wirklich schirch.

… sind keine Dienstleister*innen. Freundliche, offene, herzliche KellnerInnen, RezeptionistInnen etc. sind die Ausnahme (hier seien unbedingt die Kellnerin und der Kellner in Bologna erwähnt!) – bei einem eklatanten Nord-Süd-Gefälle. Da sag noch einer einmal die Ösis wären unfreundlich! Vielleicht sind sie ja auch nur grummelig und beim näheren Kennenlernen eh nette Menschen. Aber als Touri hat man halt auch wenig Chancen und Zeit, sich zum weichen Kern hinter der harten Schale vorzuarbeiten. Dabei hab ich mich extra bemüht und mein Italienisch aufpoliert, damit ich ihnen sprachlich entgegenkommen kann. A propos:

nehmen keine Rücksicht auf Sprachdefizite. Einmal einen grammatikalisch korrekten Begrüßungssatz geäußert, gehen sie davon aus, dass du weißt, worauf du dich einlässt und labern dich gnadenlos zu. Maschinengewehr nix dagegen würde der Brenner sagen. Kein noch so mitleiderregendes G´schau verlangsamt ihre Zunge. Da musst du durch, schaun wo´st bleibst.

Ostitalien

Die Ostküste Italiens müsste man „abhüpfen“ oder sich von Ort zu Ort beamen. Während die Innenstädt(ch)e(n) nahezu alle sehr sehenswert sind, sind die Wege dazwischen entbehrlich. Vor allem der Abschnitt von Rimini südwärts kann nicht viel.

Positiv überrascht waren wir von Chioggia. Ganz entzückend, sehr authentisch, wenig touristifiziert (außer natürlich die Strände).

Panorama von Chioggia

Wirklich spannend wird Ostitalien am Sporn. Der Naturpark Gargano bietet wirklich einzigartige Landschaften und sensationelle (Sand-)Strände. Es gibt zahlreiche Buchten, mit mehr oder weniger Infrastruktur, die sich perfekt für einen WoMo-Urlaub eignen, da es dort kaum Hotels gibt.

Lido Azzuro bei Peschici

Sehr gut gefallen haben uns auch (in Order of Appearance) :

Und beim Rauffahren:

Der Horon

Das ist jetzt nix Unanständiges, so hieß unser Ford WoMo mit dem Alkoven. Es war sehr groß (7,40 m lang und 3,20m hoch) und sehr breit. Das große Auto erwies sich auf der langen Reise (4 Wochen) eher als Vor- als als Nachteil. Man hält sich nicht immer draußen auf (schon gar nicht in Kärnten, wo es abends 10 und morgens 5 Grad hatte) und da ist ein geräumiges Innenleben von Vorteil.

Den Alkoven hätten wir nicht gebraucht (außer als Ablagefläche, ist aber nicht leicht zugänglich).

Der grüne Blitz (=Moped) war super: Mit ihm haben wir die Gegend erkundet, Einkäufe erledigt, Altstädte & Restaurants besucht. Das wäre mit Fahrrädern und meiner Konstitution nicht möglich gewesen. Schon gar nicht im Gargano!

Der Horon hat durchschnittlich nicht ganz 12 Liter Diesel gebraucht (+ 2 Kanister adblue). Wir sind an die 4.000 Kilometer gefahren.

Nützliches & Fehlendes

Nützlich (zusätzlich zur Basisausstattung)

  • Bademantel
  • Camping-Toaster (nur bedingt. Das Brot wird zwar gut aber es dauert ewig!)
  • Silikonhalterungen (diese Silikonblättchen haben sich als überaus nützlich erwiesen: als Befestigung für die Obstschüssel und den Salzstreuer, als Handyhalterung senkrecht am Handschuhfach, als Brillenhalterung). Kosten nahezu nix, können viel!
  • Yogamatte (Im Gegensatz zu unserer Provence-Tour, habe ich meine Matte recht häufig ausgerollt. Man darf halt nicht immer das perfekte Plätzchen suchen, sondern das nehmen, was man hat inkl. gaffender Campingkollegen und Gelsen)
  • Gelsenstecker

    Gefehlt
  • hat heuer wieder der Föhn. In Ermangelung eines Reiseföhns mussten die Haare wieder lufttrocknen, was bei sommerlichen Temperaturen eh kein Problem ist. Bei gebirgigen 10 Grad aber schon.
  • Weinkühler
  • nach einigen Schlaglöchern haben wieder die Weingläser gefehlt …
  • Akkusauger

Italien – wir: Beziehungsstatus

Bei aller Kritik ist Italien ein tolles Land, das wir sicher noch oft bereisen werden! Allein des Essens wegen. Auf unserer „Bucket-List“ stehen Umbrien, Piemont, Kampanien, die darauf warten, entdeckt, gekostet und kritisiert zu werden 🙂

Torneremo!

PS: Als kleine Draufgabe fürs lange Lesen noch ein Italiener-Witz:

Im Himmel öffnet der Engländer die Tür, der Franzose kocht, der Italiener sorgt für Unterhaltung und der Deutsche organisiert alles.

In der Hölle öffnet der Franzose die Tür, der Engländer kocht, der Deutsche sorgt für Unterhaltung und der Italiener organisiert alles.

Golfen statt Sonnen

Golfen statt Sonnen

Am Tag darauf fuhren wir – mit einem Übernachtungsstopp auf einem schrecklichen Campingplatz nahe Fano (wobei Fano ein wirklich hübsches Städtchen ist) – nach Cervia (in der Nähe von Ravenna). Dort spielten wir eine Runde Golf – eine meiner besten dieses Jahr! (Bei jedem Golfplatz nutzen wir übrigens die Sanitäranlagen, weil die meistens schöner sind als am Campingplatz und vor allem besser ausgestattet. Normalerweise gibt es Shampoo, Seife, Badetücher und Föhn, manchmal sogar Bodylotion und Haarspray.) Allerdings nicht diese hier. Aufgrund von Corona sind alle Amenities gestrichen. Es gibt Badetücher auf Nachfrage. Sonst nix.

Von Cervia düsten wir nach Modena, wo wir ebenfalls eine Runde Golf spielten. Ein wahnsinnig schöner Platz inmitten einer Park-artigen Anlage mit ganz vielen alten Bäumen und – wie auch in Cervia – sehr viel Wasser.

Tee 1 Golfclub Modena
Par 3 über einen riesigen Seerosenteich

In Modena war die Stimmung schon ein wenig bedrückend. Alle hatten immer Masken auf! Wir mussten uns registrieren, der Manager hat uns den Schlüssel zur Garderobe überreicht, indem er mit einem Kuli in den Schlüsselring gefahren ist, nur damit er ihn nicht berühren muss! Überall Desinfektionssprays, sogar in der Dusche!

Ähnliches dann auch in Bologna. Im Geschäft wurde Fieber gemessen! Ohne Handdesinfektion kein Eintritt. Man merkte, dass der Norden viel empfindlicher ist als der Süden – die waren von der ersten Welle ja auch viel stärker betroffen.

Kalorienrausch in Bologna

In Bologna aßen wir – no na – ausgezeichnete Ravioli al Ragù (ich kaufte dort direkt im Lokal 1kg dieser kulinarischer Preziosen!) und eine fantastische Mascarpone-Creme, von der ich am liebsten eine zweite Portion gegessen hätte! (Da reicht dann allerdings 1 Runde Golf zu Fuß nicht mehr aus, obwohl ich dabei an die 900 Kcal verbrauche!) Wir haben gefühlt 10 kg Salami und 10 kg Käse gekauft und einige WoMo-PS dafür geopfert.

Bologna ist im Gegensatz zu letztem Jahr nahezu leer. Am Morgen auf der Piazza Maggiore einen Sitzplatz in der erste Reihe eines Cafés zu bekommen, war pures Glück. Heuer konnten wir es uns aussuchen! Abends wirken die kleinen Gassen in der innersten Innenstadt schon belebt dank der vielen StudentInnen, die hier leben. Die meisten Touris waren Inländer*innen. Wir aus Österreich waren schon „exotisch“.

Auf der Piazza Maggiore ist wenig bis gar nichts los

Last Days

Unser Rückweg führte uns weiter nach Jesolo, wo wir am Parkplatz des sehr schönen Golfplatzes übernachten durften. (War ein bissl entrisch, da die Feriensiedlung, innerhalb derer sich der Golfplatz befindet, komplett entvölkert war. Wir waren weit und breit die einizigen Menschen! Natürlich eingezäunt und videoüberwacht, aber trotzdem hatten wir ein mulmiges Gefühl.)

Das Spiel am Morgen war ambivalent: herrlichstes Wetter, super schöner Platz, fair, toll gepflegt, aber wir leider so grottig gespielt, dass die Freude an unserem letzten richtigen Urlaubstag getrübt wurde.

GC Jesolo: viel Wasser und viele Bäume, die aber nicht allzu bedrohlich sind

Da man sich ja langsam „runteressen“ muss, kehrten wir am Weg zurück sicherheitshalber noch in Egg am Faakersee beim Tschebull ein. In dem urigen aber gehobenen Wirtshaus gibt´s das weltbeste Backhendl wie wir seit letztem Sommer wissen. Heuer lernten wir, dass der Tschebull auch die weltbeste Ente mit den weltbesten Knödeln zubereitet. (Das weltbeste Rotkraut, mache ich selbst ;-))

Sorgen mit der Entsorgung

Auf unserer letzten Etappe in Richtung Heimatadresse stellten wir zu unserer großen Verwunderung fest, dass es auf Österreichs Autobahnraststationen kein Camperservice gibt. Während man in Italien an jeder größeren Autobahnrastation Schwarz- und Grauwasser entsorgen und Frischwasser auffüllen kann, gibt´s das in Österreich nicht mal auf ASFINAG-Rastplätzen. Da fragt man sich schon, was die ganzen Camper*innen und LKW-Fahrer*innen (das könnte ich mir in diesem speziellen Fall wohl sparen…) mit ihrem Abwasser machen…

Zuhause. Und jetzt?

Auch wenn unsere Reise sich gar nicht nach 4 Wochen anfühlt, ist es doch gut, wieder daheim zu sein. Wir genießen den Platz! Das eigene, saubere WC & Bad! Unser Bett!

Und mein Bauch freut sich vor allem auf gesündere, glutenfreie Nahrung…

Die eine oder andere Reflexion über unsere italienische Reise möchte ich noch schreiben. Also bleibt dran!

Faule WoMo Tage in Vieste

Faule WoMo Tage in Vieste

Nach dem Sightseeing-„Stress“ in Matera sehnten wir uns nach noch ein bisschen Wärme und Strand-Faulenzen. Also sind wir zurück nach Vieste. Die Anreise nach Gargano ist sehr spektakulär und nichts für ungeübte Beifahrer*innen. Und schon gar nichts für ungeübte Fahrer*innen: eine schmale, extrem kurvige Straße schraubt sich die Bergflanke hoch, runter wieder hoch… Rechts der Abgrund… Dafür wird man immer wieder mit sensationellen Aussichten belohnt!

In Vieste haben wir uns einen kleinen, Campingplatz mit guten Rezensionen (vor allem was die sanitären Einrichtungen betrifft) entschieden. Am Lungomare reiht sich ohnedies ein Campingplatz an den anderen. Jetzt, in der Nebensaison sind nur die Standplätze mit Meerblick umkämpft, alles anderen ist locker.

Die ersten beiden Tage haben und die Ausläufer des Fönsturms, der auch über Südfrankreich, Norditalien bis über Österreich hinweggezogen ist, verblasen! Untertags haben wir windgeschützt so richtig nix gemacht! Abends haben wir uns mit unserem grünen Blitz in die Stadt gekämpft (gegen den Wind und bergauf geht bei 50ccm nur mehr wenig). Und haben gut bis sehr gut gegessen. Die Nudelgerichte sind hier wirklich fantastisch. Leider haben hier im Süden nur sehr wenige Lokale glutenfreie Nudeln (das ist im Norden anders.) Also nahm ich wieder Bauchschmerzen in Kauf um der regionalen Kost zu frönen.

Vieste und Alexandra im Sturm

Dafür war ich zweimal laufen, einmal sogar barfuß am Strand, als der Wind endlich nachgelassen hatte – mit anschließendem Schwumm im Meer, das noch immer sehr aufgewühlt und leider merklich kälter geworden war.

Wir hängten dann sogar noch einen Tag dran, weil das Wetter wieder superschön und warm wurde! Richtig spätsommerlich mit Sonne liegen, lesen und so richtig faulenzen!

Wir verließen Vieste nur sehr ungern, wussten wir doch, dass der verlängerte Sommer nun tatsächlich ein Ende gefunden hatte.