Sardinien Teil 3: Zwischen Adria und Thyrrenischem Meer

Sardinien Teil 3: Zwischen Adria und Thyrrenischem Meer

Nach einem eher unerfreulichen Golferlebnis im an sich tollen Club della Montecchia (unbedingt auf die richtige Schreibweise achten!) – zunächst hat uns das Navi sicher nach Montecchio geführt, wo alles Mögliche war, nur kein Golfclub. Also waren wir 1 Stunde zu spät dran…

Eine sehr schön Anlage, die wir leider nur zu einem Teil bespielen konnten.

Dann haben wir für 10 Loch über drei Stunden gebraucht, weil vor uns eine holländische Golfgruppe ihre Greenfee über Gebühr ausschöpfte – ob sie es genossen, daran zweifle ich stark… Es war so zach, dass wir mit unseren Spielpartnern aus Deutschland übereinkamen, Essen im Clubhaus ist befriedigender als Warten am Platz.

Also nach einem eher vermurksten Tag machten wir uns auf nach Chioggia (sprich: „Kiodscha“ nicht Kotscha und auch nicht Tschiogga ebenso wenig wie Tschotscha – alles schon gehört!). Ein Bikerundfahrt in der Altstadt, die ein bisschen wie ein kleines Venedig daherkommt, gefolgt von einem Aperitivo auf der belebten Fußgängerzone – schon ist alles gut!

Die Campinglätze dort sind zwar riesig und zu dieser Zeit immer noch sehr voll. Aber wir haben einen feinen Platz am Rand auf einer Wiese bekommen. Es war sehr ruhig und idyllisch. Abgesehen von den auch dort ausgehungerten Gelsen, die einen, kaum war man aus dem Wagen, anfielen wie die Zombies in The Walking Dead. Nach dem Morgenyoga hab ich ausgesehen, als hätte ich die Masern! Wer braucht schon Zen, wenn er angesichts der gierigen Meute weiterhin seine Asanas praktiziert. Ist auch für die Fitness gut, weil man viele Übungen einarmig ausübt, da ja die andere Hand immer fürs Schlagen freibleiben muss.

Das Schwimmen im Meer war immer noch super angenehm! Wenngleich es mehr Flundern als Schwimmen ist, weil das Wasser ja sehr weit hinaus flach bleibt. (Und nein, weder Bauch noch Busen streifen am sandigen Meeresgrund; bei meinem Schwimmstil sind es die Füße! Kann sein, dass ich da seit meinem letzten Schwimmkurs 1974 was verlernt habe…)


Circa eine Stunde von Chioggia entfernt liegt die wunderbare kleine Insel Albarobello. Sie gehört der Industriellenfamilie Marcegaglia (Stahlindustrie, über ca. 6.000 Mitarberter:innen, wovon 3.000 an diesem Wochenende auf die Insel eingeladen waren). Albarobello ist eine Gated Community nach amerikanischen Vorbild: eingezäunt, der Zutritt ist nur mit Genehmigung (oder einer Teetime) erlaubt, ein Tagungshotel, viele Villen, Tennisplätze, ein Yachthafen (!) und ein eigener Golfclub – Mann gönnt sich ja sonst nichts.

Wir waren schon vor einigen Jahren dort. Das Spezielle ist, dass der Golfplatz sehr naturnahe ist. Gedüngt wird von einer großen Damhirschherde, die fei über den Golfplatz zieht. Das Wassermanagement erfolgt über das Grauwasser der Ferienanlage. Direkt hinter dem Golfplatz befindet sich ein großer Strand, der an die Maremma und das dort befindliche Vogelschutzgebiet grenzt.


Der Tag war herrlich! Feinstes Spätsommerwetter, eine leichte Brise und diese herrliche Landschaft. Über das Golfspiel breiten wir erneut den Mantel des Schweigens. Und danach eine Flunderrunde in der Adria. Hach!

Doch wir müssen weiter, die Fähre ruft! Also machen wir uns nach 2 Tagen an der Adria auf den Weg quer durch die Toskana nach Livorno, wo wir die schirchste Fahrradtour aller Zeiten gemacht haben…

Wenn das mal kein Cliffhänger ist!

Stück für Stück Richtung Meer

Stück für Stück Richtung Meer

Nach unserer Sturmnacht bei Supermario pflücken wir uns noch ein paar Tomaten direkt vom Strauch und machen uns auf den kurzen Weg nach Mogliano zum Golfplatz Villa Condulmer. Der Kontrast zwischen ugly Camping und snobby Golf ist immer ganz witzig…

Der Golfplatz ist ein beeindruckender Parklandkurs. Mit ganz vielen, uralten Bäumen, darunter einer wirklich riesigen, über 200 Jahre alten, Platane. Das finden sogar die ökologisch eher zurückhaltenden Italiener schützenswert: Wer den Baum beschädigt, muss mit bis zu 10.000 Euro Strafe rechnen!

Die vielen Bäume zwingen zu einem sehr geraden Spiel. Nun ja, meinem Körper ist das leider heute schnurz. An Tagen wie diesen konzentriert man sich halt auf die Landschaft und zum Beispiel das riesige Tor, das von Loch 2 zu Loch 3 zu durchqueren ist…


Ich fotografiere Bäume und google sie – Lärche, Steineiche, chinesische Ulme oder doch Europäischer Zürgelbaum? Die KI ist so präzise wie mein Golfspiel heute.


Loch 7 überrascht mit einem doch recht langen Abschlag entlang eines Flüsschens. Sicherheitshalber nehme ich die Route in die Pappeln rechts 🙈.


Die hinteren 9 sind dann viel freundlicher, offener, breiter. Theoretisch. In einem großen Teich schwimmt gemütlich ein Nutria und macht sich – ich bin mir ziemlich sicher – über meinen großartigen Schlag ins Grün lustig: Endlich einer, den ich wirklich gut treffe (Wer rechnet denn damit auf der 17?!), leider viel zu weit, plopp, eine Spende an die Nutria-Kinder.

Das Essen im Clubhaus entschädigt dann aber für alles: Prosciutto mit Melone und glutenfreie (!) Pasta mit Salsiccia, bzw. Speck, Zucchini und Pecorino mit Gluten für den Mann. Der Café sowieso hier immer gut.

Auf zum Heiligen Pius

Unsere Route nach Livorno haben bewusst wir stressfrei geplant. So bleibt uns noch einige Zeit, die Provinz Padua zu erkunden. Dabei landen wir beim Heiligen Pius, der sogar einen Campingplatz ins Leben gerufen hat! Wie vorausschauend!

Dichte Bambus(!)haine, wenige, sehr grüne und ruhige Stellplätze zeichnen diesen Minicampingplatz nahe Padua aus. Die Waschräume sind in Containern untergebracht, Dusche und WC in einem Raum. Wär kein Problem, wenn einem nicht das Duschwasser des Nachbarn über die Füße rönne. Igitt. Aber dafür hat Gott, Pius oder wer auch immer ja Plastikschlapfen erfunden. Diese sind sowieso ein absolutes Must-Have jeder WoMo-Reise am besten mit einer dicken Sohle, man weiß ja nie, was zu durchwaten ist…


Womit wir so nicht gerechnet haben, ist der Angriff der Killergelsen! Jedes nackte Flecken Haut wird sofort zum All-you-can-eat-Buffet erklärt. Ohne Anti-Brumm gehst du hier in Nullkommanix an Blutarmut zugrunde. Gut, dass wir im Bus einen Gelsenstecker haben. Ist sicher nicht gsund in so einem kleinen Raum. Aber man muss Prioritäten setzen.

Ein Bus namens Vanda

Ein Bus namens Vanda

Das ist sie.

Der Van da ist Vanda (kreativer Name, oder?) und gehört seit März dieses Jahres uns. Es ist ein Peugeot, ausgebaut von Megamobil. Vanda ist 640 cm lang und 210cm breit. Sie ist ein sog. H3, also das höchste Ding, das es als „Auto“ gibt, weil sich der Mann ja sonst nur gebückt fortbewegen könnte. Diese physische Tatsache hat auch Einfluss auf die Autolänge, denn mit über 1,80 willst du nicht im Querbett schlafen.

Vanda hat schlappe 140 PS – mehr Lang- als Kurzstrecke also. Sie fährt mit Diesel, Verbrauch wissen wir noch nicht so genau, aber ca. 11l auf 100km. Eher schirch beim Tanken, zumal wir ja normal mit mehrheitlich eigenem Strom fahren.

Während der Mann auf Höhe und Länge bestanden hat, musste es für mich ein eigenes WC sein. Nicht, dass es sonderlich bequem wäre, aber in der Nacht mag ich nicht allein in die Prärie oder über den Campingplatz sausen müssen… Dusche gibt’s auch, aber Golf- und Campingplätze verfügen meist über die bequemeren Waschräume.

Wir haben zwei 100 Ah Batterien, und ein bisschen Solar die uns im Normalgebrauch 3-4 Tage Autarkie erlauben. Wichtig ist auch: Wir haben eine natürlich eine Heizung! Bist du aus Österreich, ist das quasi zwingend nötig.

Was wir mittlerweile sehr zu schätzen wissen ist das Hubbett, also ein Bett, das elektrisch rauf- und runtergefahren werden kann. So kann man den Stauraum drunter super nützen und zur Not, kann man dort sogar ein weiteres Bett (würde ich nie machen, aber…) einbauen.

Von großem Vorteil ist das LKW-Navi, das genau die Maße unseres Autos kennt und uns daher nicht in irgendwelche italienischen Altstadtzentren oder zu niedrige Unterführungen lotst. Dafür muss man Geduld haben, während man das Ding programmiert, kann man als Profi-LKW-Fahrer problemlos seine Ruhezeiten absolvieren.

Bis zu unserer aktuellen Fahrt waren bisher immer nur ein paar Tage am Stück unterwegs. Ich glaube, Vanda war extrem langweilig. Die Langstrecke – wir haben ca. 3.000 km vor uns – ist genau das richtige für sie!

Viel Regen wär schlecht

Viel Regen wär schlecht

Wir fahren dem Regen davon – in den Wein. Da der Moritz in Horitschon am Sonntag zu hat, verschlägt es uns in die Ortsvinothek. (Direkt vis à vis von der Kirche, ein Zufall?) Wir kaufen ein Kistchen Rotwein gemischt von kleinen Weinbauern. (Das Gendern kann ich mir in dem Fall sparen, da es wirklich nur ganz wenige Winzerinnen gibt.) Ich will noch Kirschen kaufen und laufe blindlinks in die Wessely-Falle: Die Frau Wessely ist die ärgste Verkäuferin, die ich je erlebt habe. Statt mit 1 kg Kirschen gehen wir eine Dreiviertelstunde später mit abgekauten Ohren, 3 kg Kirschen und einer weiteren Kiste Wein + Rotweinlikör hinaus. Wie ein Terrier folgt sie uns bis zu unserem Bus, immer noch auf uns einredend. Also: Nehmt euch in Acht vor Frau Wessely, wenn ihr nicht bereit seid, mindestens ein Ohr und einige Münzen zu opfern!

Statt 1kg Kirschen, gleich eine Steigen…

Essen waren wir bei einem Verwandten vom ex-Minister Berlakovich in einem Kaff, dessen Namen ich vergessen habe. Dann sind wir sicherheitshalber nochmal nach St. Martin zurückgefahren, weil wir dort – völlig unbeabsichtigt, schwöre! – die Zeche geprellt hatten. Sehr peinlich!

Weil die Wetter-Satellitenkarte angezeigt hat, dass es in der Südsteiermark am wenigsten regnet, haben wir uns auf den Weg dorthin gemacht, nicht ohne einen kleinen Abstecher zu unseren Freunden in Pichl. Sicherheitshalber haben wir dort eine Weinkiste zwischengelagert, damit der Platz im Bus am Ende nicht eng würde… Ruth & Reini empfahlen uns die Südoststeiermark, konkret den Ort Klöch, noch konkreter den Sauvignon Blanc vom Frühwirth. Dort sind wir dann hin.

Das schlechte Wetter ist uns gefolgt, hat uns eingeholt und ordentlich eingetunkt. Die schöne Landschaft verschwomm im wahrsten Sinne des Wortes vor uns. Für die letzten 35 km brauchten wir fast 2 Stunden.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Dafür war der mini-Camingplatz in Klöch mit gerade mal 4 Stellplätzen wirklich süß! Die Frau Puff, die wirklich so heißt, war auch sehr nett. Leider hat sie uns massiv in die Irre geführt, als sie uns ins nächste Wirtshaus – nur 10 Minuten – schickte. Gleich als wir weggingen, begann es zu regnen, machte nix wir hatten eh einen Schirm. Aber es war kein normaler Regen sondern wieder „unser“ Unwetter! Nach 10 Minuten war weit und breit kein Wirt, aber wir pitschnass. Nach weiteren 15 Minuten Sintflut waren wir aber endlich im steirischen Backhendlhimmel angekommen! (Ich hab erst ein anderes Mal so ein gutes – vielleicht sogar noch um einen Deut besseres – Backhendl gegessen und zwar letztes Jahr im Sommer beim Tschebull am Faakersee.) Heim sind wir dann mehr geschwommen als gegangen, aber mit einem Schwipserl war das nur halb so schlimm. Die Nacht war feucht, weder Schuhe noch Gewand sind über Nacht getrocknet.

Hoffnungsfroh sind wir am nächsten Tag nach Bad Radkersburg: angeblich kein Regen dort! War auch keiner, oder nur wenig.

Bad Radkersburg ist wirklich ein sehr hübscher Ort. Sehr viele Barockgebäude, ein insgesamt sehenswerter Stadtkern, direkt an der Mur.

Weil Bad Radkersburg mit biss über 3.000 EinwohnerInnen dann doch ein bissi klein ist für einen ganzen Tag und man ja nicht nur Essen und Trinken kann, sind wir zum Zotter nach Bergl gefahren. Eine unfassbar riesige Anlage. Wirklich sehr beeindruckend, aber eigentlich schon too much. Alleine wieviele Parkplätz dort hingebaut wurden! Wir haben uns die Führung nicht gegeben. Wir haben nur die kleine Verkostung gemacht und sind dann – natürlich mit ein paar Mitbringsel im Gepäck – nach Bad Radkersburg zurückgeflüchtet.

Nur ein Ausschnitt vom Zotter-Gelände

Unser nächstes Quartier nahmen wir nah an einer Labestation, man möchte ja nicht betrunken Busfahren. Beim Markowitsch wurden wir zwar campingmäßig nicht allzu nett vom alten Herrn M. empfangen („Ich bin das Familienoberhaupt!“), dafür von seiner Tochter im Buschenschank (die sagen dort echt „der Buschenschank“!) richtig verwöhnt. Eine ausgezeichnete Brettljause sowie eine ebensolche Käseplatte und natürlich super Weißwein von den eigenen Rieden. Inklusive Heckenklescher, einer ähnlichen Traube wie die Uhudler-Traube im Burgenland.

Der nächste Tag versprach trocken zu bleiben. Eine Yogaeinheit am Feldrand (ich) und ein ausgedehnter Lauf entlang der Mur (Martin), sollte uns von den Sünden des Vortages reinigen… A propos Sünde: Ganz schlecht ist es, beim Losfahren mit dem Campingbus auf das Stromkabel zu vergessen, das 25m weiter im Stromkasten steckt. Noch blöder, wenn Papa M. dabei zuschaut… Gottseidank nix passiert, nur blamiert.

Wenn wir schon in der Gegend sind, wollten wir den Traminergolfplatz bei Klöch spielen. Das Wetter sollte ja halten. Am Ende von Loch 1 (von insgesamt 18) hat ´s schon zu regnen begonnen. Aufgehört hat es kurz bei Loch 14, bei 16-17, bei Loch 18 hat es nochmal angefangen. Bei 80 Euro Greenfee sollte Regenfreiheit eigentlich inkludiert sein.

Sehr schön, sehr nass.

Dafür sitzen wir jetzt am Röck´schen See im sehr Grünen und schauen – durch dichtes Blattwerk – auf die Mur. Ein Gläschen Blaubart vom Moritz erleichtert mir das Schreiben. Prost!

Morgen fahren wir nach Graz, dort soll es angeblich nicht regnen…

Der kleine Bus ist eigentlich nur dann blöd, wenn´s draußen recht nass ist. Hatte uns der Vermieter gesagt.

Gelassen oder „Geh, lass´n!“?

Gelassen oder „Geh, lass´n!“?

In der Sprache der Mystiker bedeutet das Wort „gelassen“ gottergeben. So gesehen ist es kein Wunder, dass ich als Agnostikerin über diese Qualität nicht in dem Maße verfüge, dass für das Golfspiel noch ausreichend übrig wäre.

A propos Spiel: Neulich wollten mein Mann und ich eine Partie Scrabble spielen. Dreißig Minuten vorher begann ich mit Finger- und Handgelenksgymnastik. Darauf folgten 10 Minuten Gehirnjogging. Anschließend nahm ich den Duden zur Hand und prägte mir nochmal alle Wörter mit J, Y, und Q ein, die nicht mehr als 7 Buchstaben haben. Mit „J“ gibt es 141 Wörter, die das Regelwerk des ÖSV, (Österreichischer Scrabbelverein) zulässt. Kleiner Insidertipp: Jux, Jak (oder Yak) Jazz oder Jockey bringen einen tollen Score! Wenn sie eher intellektuell punkten wollen empfehle ich Ihnen „juvenil“ oder Juxta (= Kontrollstreifen an Lotterielosen) oder – Ass-quasi: Myxödem! Ich richtete meinen elektronischen Punktezähler her und freute mich schon, den nagelneuen „Buchstaben-im-Säckchen-Ertaster-Handschuh“ erstmals einzusetzen. Das Device ist zwar umstritten und bei internationalen Competitions verboten, aber im privaten Rahmen – warum nicht?! Ich war auch schon sehr gespannt, ob sich die zwei Trainingseinheiten, die ich mir letzte Woche mit meiner Proette  (meiner ehemaligen Deutschlehrerin) geleistet hatte, positiv auswirken würden. Kurz vor dem ersten Griff ins Säckchen schloss ich meine Augen, atmete drei Mal tief durch und visualisierte das Wort „Hydroxyd“ sowie das Feld „dreifacher Wortwert“. Doch ich merkte sogleich: Die Sterne stehen schlecht! Ich zog wohl ein H und ein Y, aber der Rest waren Bs und Ns, A. Mein erstes Wort kam nicht über 15 Punkte. Bereits nach dem vierten Wort war klar, das Spiel war zum Scheitern verurteilt. Wut stieg in mir auf und, als ich – trotz meines Handschuhs (€ 139,- bei Amazon) mein zweites „V“ und ein zweites „C“ (ohne „H“) zog, fegte ich das Brett vom Tisch! Die Buchstaben explodierten in den Raum, das Säckchen schoss ich nach, mein Kopf war purpurn und kaum mehr vom Weihnachtsstern zu unterscheiden. Verdammtes, elendes Drecksspiel!!!! Nie wieder!!!!

Nein. Das ist mir so noch nie passiert. Ich bin kein „Häferl“ wie man bei uns in Wien sagt, ich „geh nicht gleich in Saft“. Ich bin eine gute Verliererin: bei Mensch-Ärgere-dich-nicht, beim Tarockieren, beim Tischtennis (außer gegen meinen Sohn…). Ich lass mich – nur in wirklich ungerechten Situationen – eventuell zu akustisch auffallenden Emotionsäußerungen hinreißen. Aber mehr als „Geh bitte“, „des gibt´s ja net“ oder „so ein Schas“ entfleucht mir nie.  Nur beim Golf. Da ist es anders. Also nicht akustisch, aber innerlich. Da steigt schon vor jedem Schlag mein Puls (Pulsmesser-objektiviert), ganz ohne bergauf und Turnier. Schlechte Schläge (Was sind schon schlechte Schläge?) fächeln einen aktiven Vulkan an, der irgendwo in der Magengegend vor sich hin brodelt. Manchmal braucht es mehr Zunder, manchmal weniger. Doch wenn das seismische Ereignis erst einmal in Gang gesetzt ist, gibt es kaum mehr ein Zurück. Es hilft dann bloß noch die gute Erziehung, die in Anwesenheit fremder MitspielerInnen äußerliche Contenance gebietet. Der Tag ist versaut. Nur noch ein Birdie auf der 8 kann ihn noch retten. Aber leider! Mit HCP – 26 ist die Statistik diesbezüglich dein Feind.

Sie sehen, Gelassenheit ist meine Stärke nicht. Ich übe: Ich meditiere (30 Tages-Paket: „Work toward a more balanced mind, recognize calmness and become less reactive, even in tough situations.“), ich lese („Wie Sie Ihre Hirnwichserei abstellen und stattdessen das Leben genießen“). Ich versuche mich über die gelungenen Schläge zu freuen und alle anderen (geistig) unkommentiert zu lassen („Was bist denn so schweigsam heute?“). Das Wetter ist schön, die frische Luft tut mir gut, die Bewegung ist gesund, die Leute sind nett … Ich werde besser. Hoffentlich bald, kruzefixteifleininochamal! Und jetzt geh ich zum Scrabbel-Training!

Literatur/Links

Wie Sie Ihre Hirnwichserei abstellen und stattdessen das Leben genießen, Giulio Cesare Giacobbe, Verlag Goldmann

www.Headspace.com, Headspace is meditation made simple. Learn online, when you want, wherever you are, in just 10 minutes a day.


Dieser Text erschien in der Golfrevue II/2016.

Golf mit Hund – (auch für Golfer ohne Hund und Hunde ohne Golfer lustig)

Golf mit Hund – (auch für Golfer ohne Hund und Hunde ohne Golfer lustig)

Sitz- und Platzreife

18 Löcher und keins davon zum Weitergraben, das versteht kein Hund. Mit vierbeiniger Begleitung Golf zu spielen, das nennt man Handicap Hund.

Golf spielen mit Hund hat einige Tücken. Vom Abschlag bis zum Ziesel. Wie das so ist mit der Sitz- und Platzreife für Hunde am heiligen Green erzählt die passionierte Golferin und Hundebesitzerin Alexandra Fiedler-Lehmann (GC Wienerberg, HCP -26).

Den find´nicht mal ich ...
Den find´nicht mal ich …

Eine 18-Loch Golfrunde mit An- und Abfahrt und Einspielen (sic!) hält keine Hundeblase durch. Zumindest keine weibliche. Also kommt, wenn sich kein freiwilliger Blasenentleerer findet, das Hunzi mit auf die Runde. Mit dem unsrigen ist das stets eine Herausforderung, die schon beim Einsteigen ins Auto beginnt. Kein Hund hat jemals gequälter geschaut, keiner kann vorwurfsvoller zwischen den Rücksitzen hervorhecheln und willkürlich Verwesungsgeruch verbreiten.

Wenn das Hunzi wieder aussteigen kann, ist alles wieder gut.  Jippie! Weiße Bälle jagen! Ich hab’ die letzten 43 Mal zwar nicht dürfen, aber heute darf ich bestimmt!

Die Leine trübt die Stimmung ein wenig. Noch trüber wird sie, wenn Frauchen und Herrchen auf der Driving Range außerhalb der kynologischen Reichweite die potenziellen Beutekugeln mehr oder weniger weit schießen. Hunzi jammert so erbärmlich, dass es außer Sicht gebracht werden muss. Aus den Augen aus dem Sinn: Powernap.

Frisch ausgeruht geht´s endlich los. Die konzentrierte Ruhe, die stets am Abschlag herrschen sollte, ist mit dem Hunzi schwer einzuhalten, denn da, direkt vor seiner Nase, liegt das Objekt der Begierde: der Ball! Der Hund tänzelt, winselt und bellt erwartungsvoll. Wir wünschen uns, im gut gepflegten Rasen zu versinken, und raunen den Flightpartnern zu: „Das macht sie sonst nie, schwöre!“

Und wieder ein Abschlag. So viel Hoffnung in zwei Hundeaugen. Selbst wenn dieser erste, zweite, dreißigste Ball nicht zur Jagd freigeben wird, ist der nächste garantiert für den Hund bestimmt. Es folgen nahezu drei Stunden Leinenzerreißprobe, bevor sich die Zugkraft peu à peu verringert. Aus Müdigkeit, nicht aus Einsicht.

Sonderwertung Ziesel

Von BS Thurner Hof - Photo taken by user BS Thurner Hof, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=169521
Foto: BS Thurner Hof – wikimedia

Manche Plätze haben eine besondere Attraktion zu bieten: das Ziesel. Das ist ein ganz possierliches Nagetier, eine Mischung aus Eichhörnchen (Gesicht), Erdmännchen (stehen und schauen) und Schlange (fließende, flotte Fortbewegungsart). Es zwinkert dem Hund kokett aus 20 Metern Entfernung zu, grade dass es nicht winkt oder die Zunge zeigt, um sich dann pfeilschnell in einem seiner hundert Löcher zu versenken und hämisch zu lachen. Das hört allerdings nur der Hund. Gut zu vernehmen ist dagegen das stete Pfeifen der Tiere, das den Hund allein schon wahnsinnig macht. Die Präsenz einer Ziesel-Kolonie nagelt die Hundenase an den Boden (was bei nicht ideal proportionierten Hunden recht lächerliche Verrenkungen erfordert) und verstärkt die Zugkraft um 50 Prozent. Außerdem steigert sie die Ausdauer ins Unendliche, und zwar so lange, bis die Viecher nicht mehr zu riechen sind. Also erst im Auto auf dem Rückweg, wenn der Verwesungsgeruch, na Sie wissen schon …

Herausforderung: Wasser

Wir nehmen keinen extra Wasservorrat für den Hund mit. Wenn´s an etwas nicht mangelt beim Golf ist es das Wasser. Und obwohl diese Gewässer wahrscheinlich jedem Ökologen als flüssige Sondermülldeponie dünken, trinkt das Hunzi bisher unbeschadet daraus. (Willkürlich behaart und zerrupft war es vorher schon.) Aber was den fetten Karpfen und Goldfischen und Enten und Schwänen und Bisamratten und Fröschen keinen argen Schaden zufügt, wird unser Hunzi auch nicht umbringen.

A propos umbringen: Die Golfrunde ist aus. Es geht zurück zum Auto. Das Hunzi weiß: Das Ende naht. Wieder einmal.


Dieser Text erschien in der Golfrevue I/2016. Den Text in voller Länge finden Sie im Hundeguide „FRED & OTTO unterwegs in Niederösterreich“ von Hedi Breit, erschienen im Verlag FRED & OTTO im Dezember 2015, erhältlich um 14,90 Euro im Buchhandel.

 

Galerie

Fliederherz fiebert Mallorca entgegen

Countdown Clocks


Nervös wie Teenager werd ich, wenn ich an meine Golfreise nach Mallorca denke. Einerseits war ich schon wirklich lang nicht mehr alleine, also ganz alleine, auf Urlaub. Andererseits beeindrucken mich die Golfplätze, die da vor mir liegen.

Über den Winter hab ich ja immer das Gefühl, ich würde nie mehr einen gscheiten Schwung hinbekommen. Die ersten Spiele im Frühling gehen meist eh ganz gut, doch mit der Hybris kommt der Leistungsabfall. Dem beuge ich gleich vor, indem ich mit dem Pro nach Mallorca fahre.

Sollte ich nach 7 Stunden Golf/Tag noch die Kraft haben, die Tasten des Laptops zu bedienen, werde ich ab 15.3. hier berichten! Stay tuned.