Doris Knecht, Gut, ihr habt gewonnen

Doris Knecht, Gut, ihr habt gewonnen

Ich gestehe gleich: Ich bin Knecht-Fan. Immer schon gewesen. Ich liebe ihre Kolumnen und verschlinge ihre Romane. Erwartet euch also kein objektives Urteil. Wobei hier auf meinem Blog ohnehin alles total subjektiv ist 😉

Gut, ihr habt gewonnen ist eine Sammlung von Kolumnen, die schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben – um genau zu sein 10. Ich habe das Buch nur deshalb gekauft, weil ich auf der Secondhand-Medienplattform Momox etwas anderes gekauft habe, da ging das gleich mit… so wie der Roman Besser ebenfalls von der Knecht.
Der Lange (ihr Mann) ist mittlerweile Geschichte, die Mimis (ihre Zwillingstöchter) sind (fast) erwachsen. Dieses Wissen schmälert den Spaß an den kurzen Geschichten gar nicht. Im Gegenteil: Manches erklärt sich quasi retrospektiv 😉  Und wenn man selbst Elt (Einzahl von „Eltern“, die unbedingt Eingang in den Duden finden sollte) ist,  und die Trotz- und sonstigen Phasen der Fratzen noch gut in Erinnerung hat, kann man gemeinsam zurückblicken und sich denken: ja es war schon zach, und unfair und mühsam. Aber dennoch blickt man wehmütig darauf zurück. Seufz!

Gut, ihr habt gewonnen ist allen zu empfehlen, die Kinder haben, die noch klein sind – die Geschichten sind kurz, man kann sie gut zwischen zwei Wutanfällen lesen. Oder schon groß und gelassen genießen.

Doris Knecht, Gut ihr habt gewonnen
Doris Knecht, Gut ihr habt gewonnen
Czernin Verlag
175 Seiten
978 3 7076 0274 6

Es ist aber auch der Beweis dafür, dass es uns geht. Dass unsere Sorgen klein sind, und wir uns nicht ums Essen Gedanken machen müssen, sondern ums gute Essen. Es macht dankbar und demütig (also  mich zumindest).

Wer mehr Kolumnen von Doris Knecht lesen will muss unbedingt den Falter abonnnieren. (Aber das muss man heutzutage sowieso! ) Und/oder ihr fangt an mit So geht das! Wie man fidel verspießert, meine Knecht-Einstiegsdroge. (Sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!)

Erster Satz:

Noch immer existieren Freunde, die unsere Urlaubsfotos nicht gesehen haben.

Gertrude Pressburger, Gelebt, erlebt, überlebt

Gertrude Pressburger, Gelebt, erlebt, überlebt

Gertrude Pressburger hat den Holocaust überlebt. Als „Frau Gertrude“ hat sie 2016 mit ihrem eindringlichen Videappell wahrscheinlich den Bundespräsidentenwahlkampf zugunsten  von Alexander Van der Bellen entschieden.

Ihre Geschichte hat sie 90jährig der Journalistin Marlene Groihofer erzählt. Es ist kein literarisches Meisterwerk. Es ist die sehr authentische Geschichte eines Kindes, das Rassismus, Vertreibung und die Gräuel in den NS-Konzentrationslagern am eigenen Leib erlebt hat.

Gertrude lebt mit ihren 2 Brüdern, ihrem Vater und ihrer Mutter in Meidling. Ihr Vater ist Tischler. Sie leben in einfachen Verhältnissen. Die familiäre Verbundenheit ist groß. Beim Anschluss Österreichs ist Gertrude 10 Jahre alt. Bald beginnen die Schikanen – staatliche wie „private“. Es folgt eine Flucht-Odysee mit vielen Stationen, unter teilweise bereits schrecklichen Umständen. In Yugoslawien wird die ganze Familie 1944 schließlich verhaftet und nach Ausschwitz deportiert. Gertrudes Mutter und ihre beiden Brüder werden gleich nach der Ankunft ermordet. Das Schicksal ihres Vaters ist lange ungewiss. Doch auch er überlebt nicht. Nur Gertrude.

Marlene Groihofer ist Gertrude Pressburgers Chronistin. Sie greift nicht spürbar in die Erzählung ein. Die einfachen Worte, mit denen Gertrude Pressburger ihre Erlebnisse, ihre Gefühle schildert, werden dadurch umso eindringlicher.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der dieses Buch liest, jemals Sympathien für rechtsnationale, rassistisches Gedankenagut aufbringen kann.

Kauft es, lest es, verschenkt es. Schickt es den LehrerInnen eurer Kinder oder gebt es ihnen selbst zu lesen. Gertrude Pressburger war 10 Jahre alt, als der Nazi-Alptraum für sie begann. Vielleicht ist das zu früh, so ein Buch zu lesen. Wobei, wenn ich mir vostelle, wieviele Tote, Morde und Gemetzel Kinder bis zu ihrem 10 Lebensjahr im TV oder im Computerspiel gesehen bzw. „begangen“ haben, ist es vielleicht doch nicht zu früh!

Es wird nicht mehr lange Zeitzeugen geben, die berichten können, wie alles begann, und welche unvorstellbaren Grausamkeiten tatsächlich verübt wurden – ganz legal.

Gertrude Pressburger, Marlene Groihofer
Gelebt, erlebt, überlebt
Zslonay Verlag
204 Seiten
978 3 552 05890 3

Erster Satz: Es gibt Nächte, in denen fällt es mir schwer, einzuschlafen.

 

Anna Herzig, Sommernachtsreigen

Anna Herzig, Sommernachtsreigen

Warten zwei Männer auf den Nachtbus, sagt der eine …

Anna Herzigs Sommernachtsreigen liest sich ein bisserl wie ein (langer) Witz. Jedenfalls wie ein urwienierisches Gschichtl. Kann wahr sein, muss aber nicht. Mit viel Humor erzählt. Viele alkoholinspirierte Lebensweisheiten. Nüchterne Bonmots gibt die Erzählerin von sich. Die bringt Ordnung in das chaotische Leben von Bertl, Pawel und Johanna.

Es ist eine Geschichte über Liebe, Ehrlichkeit, Mut, Schicksal, falsche und richtige Entscheidungen. Über Ottakring und Instanbul. Und am Ende wird der Pawel bemerken, dass ihm „ein ganz neues Paar Augen geschenkt worden“ ist und die Johanna wird nach Istanbul fahren.

Und du wirst froh sein, das Gschichtl gelesen zu haben. Sonst wären dir Sätze entgangen wie:

Das Leben gibt dir viel, aber ganz sicher keine Anleitung.

Sich aus seiner von Geburt an zugeteilten Haut herauszuschälen, ist kein angenehmer Vorgang.

Zwischen zwei Frauen zu sein, ist nur spannend, wenn man nackt ist.

Keiner sucht sich aus, was er für einen Kopf hat.

Rudern, kentern, blöd schauen und keinen Plan zu haben, welche Richtung gut ist, gehört halt auch zum Menschsein dazu.

Wahnsinn kann zart sein und muss nicht immer klinische Symptome aufweisen.

Anna Herzig
Sommernachtsreigen
Voland & Quist
176 Seiten
9783863912024

Voland & Quist ist ein spannender, kleiner, unabhängiger Verlag aus Deutschland. Er wurde 2004 gegründet und steht für junge, zeitgemäße Literatur. Vielen Büchern liegt eine CD bei (diesem nicht), auf der sich neben Lesungen der AutorInnen selbst oft auch Bonusmaterial befindet. Der Verlag veröffentlicht hauptsächlich Lesebühnenliteratur, Spoken-Word-Lyrik, Romane und Erzählungen junger osteuropäischer AutorInnen sowie Kinderbücher.

Erster Satz:

„Wir müssen ehrlich sein, Hannerl“, sagt der Bertl zu seiner Frau.

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Frei Haus geliefert von Hartliebs Bücher

Wie das Improtheater seine Unschuld verlor. Oder: Blind male ich lieber.

Wie das Improtheater seine Unschuld verlor. Oder: Blind male ich lieber.

Das klingt jetzt pathetisch. Aber. (Ich mach jetzt einen auf Streeruwitz!)

Ich mache ja diesen Improtheater-Kurs. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich Lust hatte, in geschütztem Rahmen zu scheitern, meine Komfortzone gefahrlos zu verlassen, wieder einmal albern, ja peinlich zu sein. Vielleicht sogar Spaß an der Entblößung zu empfinden, anstatt darunter zu leiden.

Vor kurzem habe ich erfahren, dass am Ende des Kurses eine öffentliche Aufführung steht. Heißt „Maximal Fallhöhe“. Jö. Natürlich ist die Teilnahme freiwillig. Aber.

Seitdem ich das weiß, beobachte ich mich dabei, wie alles, was ich tue, (wieder) zielgerichtet wird. Vorher war es „sein“. Jetzt ist es „gut sein“.

Welch Koinzidenz, dass Helmut, unser Trainer, just an diesem Tag die Geschichte der Frau erzählt hat, die erblindet ist: Sie hatte bereits gemalt, als sie noch sehen konnte. Doch jetzt, da sie blind sei, male sie noch viel lieber. Denn ihr Vergnügen an der Tätigkeit sei nicht mehr vom Ergebnis abhängig.

Und genau das passiert jetzt mit meinem Vergnügen am Improtheater. Ich mach´s nicht mehr für mich, sondern für andere.

Ist es die Eitelkeit, die mir den Genuss vereitelt? (Interessantes Wort, ist mir noch nie aufgefallen, dass „vereiteln“ mit „eitel“ verwandt ist…) Es könnte mir ja wurscht sein, was die Leute über meine „Performance“ denken. Erfahrenere MitspielerInnen sagten mir, das Publikum würde alleine unseren Mut bewundern und belohnen… Mhm. Ich suche vergeblich den „dummen August“ in mir.

Ich könnte auch Golf spielen, um die Natur zu genießen.

Ich könnte auch joggen, um mich an der Bewegung zu erfreuen.

Ich könnte auch malen, um des Malens willen.

Ich könnte auch schreiben, um des Schreibens willen.

Aber es gelingt mir nicht. Ich will mein Handicap verbessern, mein Gewicht reduzieren, ein tolles Bild malen, eine Geschichte schreiben, die gelesen wird.

Vielleicht schaue ich deshalb gerne fern und höre gern Musik. Damit kann man nun wirklich niemanden beeindrucken. (Wobei meine jugendliche Jimi Hendrix-Phase ausschließlich anerkennungsheischend motiviert war…)

Lasst meinem Improtheater doch die Unschuld. Lasst mich doch blind malen!

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Unsere Aufführung findet übrigens am 7.6. im TAG statt. Karten gibt´s hier.

Wer wirklich gutes Improvisationstheater sehen will, sollte sich Sport vor Ort gönnen. Nur mehr 1 x diese Saison, ebenfalls im TAG.

Juli Zeh, Leere Herzen

Juli Zeh, Leere Herzen

Eine dystopische Geschichte von einer der spannendsten deutschen Autorinnen der Gegenwart, Juli Zeh. Nicht so gut wie Unter Leuten – aber das war ja auch was für die ewige Bestenliste – aber ein kleiner, würziger akustischer Snack, der uns die Fahrt von Wien nach Laibach deutlich verkürzt hat. (Und die Ablenkung haben wir gebraucht, sind wir doch bei Seebenstein draufgekommen, dass wir unsere Pässe zuhause vergessen hatten!!!)

Es spielen nicht viele Personen mit in Leere Herzen. Man behält leicht den Überblick. Vor allem auch, da eine Erzählerin zum Einsatz kommt.

Ist Juli Zeh in Unter Leuten noch eher liebe- und humorvoll mit ihren ProtagonistInnen umgegangen, so kommt Leere Herzen genauso kalt rüber, wie der Titel es verspricht. Es ist eine zynische Geschichte, die jedoch völlig logisch das Heute in eine post-Merkel-Ära fortschreibt. Dass was nicht „stimmt“, zeigt sich nur darin, dass die Protagonistin Britta an chronischer Übelkeit und Bauchschmerzen leidet. Kein Wunder, betreibt sie doch eine Vermittlungsagentur für Selbstmörder. Wenn schon freiwllig Sterben, dann für ein „höheres Ziel“. Welches Ziel, das bestimmen Britta und Babak mit ihrer Agentur „Die Brücke“. Die Kunden reißen sich um Brittas Klienten, denn nichts ist so gefährlich, wie jemand, der bereit ist zu sterben. Doch neue Konkurrenz drängt auf den Markt. Bald ist nicht nur Brittas Firma bedroht sondern auch ihr Leben.

Die Geschichte ist nicht so packend, wie sie sein könnte. Dazu ist sie zu kalt erzählt. (Ich habe auch dauernd den Titel „Kalte Herzen“ im Kopf …) Aber das passt ja auch wieder ganz gut. In bisschen mehr als 2h ist man durch. Und dann ist man schon ein bissl erschüttert und fragt sich, ob das nicht alles so oder so ähnlich wirklich passieren könnte… (Wobei das mit „Merkel muss wieder her“ schon ein bissl deppert ist!)

Leere Herzen gibt´s auch als Hörbuch. Hier gibt´s einen interessanten Vergleich zwischen Hörbuch und Hörspiel.

Juli Zeh, Leere Herzen
Hörspiel mit Bettina Hoppe, Rainer Bock, […] MDR Kultur, 978-3-8445-2912-8
2 CDs, Gesamtlaufzeit 2h 6m
Hier geht´s zur Hörprobe.

Was allgemein nervt:

Es gibt keine mir bekannte App, die es mir erlaubt, ein Hörbuch, das auf CD daherkommt, ordentlich auf mein iPhone zu übertragen. Ich hab dann am iPhone „je zweimal „Titel1“ und „Titel2“ etc., manchmal auch komplett durcheinander. Unhörbar. Bitte: Wir können Teslas ins All befördern, mein Telefon weiß jederzeit wo ich mit wem bin, Roboter besiegen Menschen beim GO, da wird´s doch auch möglich sein, ein kleines Programmerl zu schreiben, mit dem das funktioniert! Danke.

Dieses Hörbuch wurde mir übrigens gratis zur Verfügung gestellt von Randomhouse.de

Himbeer-Cobbler mit Vanillesauce

Himbeer-Cobbler mit Vanillesauce

Sehr erfrischende, nicht allzu schwere Nachspeise für 4 Personen.

Zutaten für 4 Personen

150 g glutenfreies Mehl  153 kcal (oder 180 g normales)
115 g weiche Butter 852 kcal
2 TL Backpulver 10 kcal
180 g Topfen (20%) 175 kcal
500 g aufgetaute Himbeeren 215 kcal
1/2 TL gemahlener Zimt
120g Rohrzucker 465 kcal
3 TL Speisestärke 35 kcal
Prise Salz
500 ml Milch
1 Pkg. bio-Vanillepuddingpulver  (als Sauce 450 kcal mit Milch)

Gesamtkalorien2.355
Kalorien pro Portion589

Zubereitung

Backrohr vorheizen auf 200 Grad Umluft. Mehl, Butter, Backpulver, Salz in einer Rührschüssel vermischen. Topfen mit den Quirl des Mixers nach und nach einarbeiten (ist ein zähes Unterfangen!).

Himbeeren, Zimt, Zucker und Stärke vermischen und in einer Auflaufform verteilen. Teig zu golfballgroßen Kugeln formen und diese nebeneinander auf den Himbeerspiegel setzen. Auf mittlerer Schiene 25 Minuten goldbraun backen.

Vanillesauce laut Packungsanleitung zubereiten.

Cobbler mit Vanillesauce servieren.

Quelle: Frisch gekocht.

Haute Cuisine vegan: Süßkartoffelpurée mit Röstzwiebel, Birnen und Nüssen

Haute Cuisine vegan: Süßkartoffelpurée mit Röstzwiebel, Birnen und Nüssen

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Süßkartoffel sind einfach anzupflanzen, sie brauchen nur viel Platz.

Zutaten für 3 Portionen

1 kg Süßkartoffeln
2 gelbe Zwiebel (oder bereits geröstete bio-Zwiebel, gibt´s z.B. bei Denn´s)
2 Birnen
2 EL glutenfreies Mehl
100 ml Sonnenblumenöl
4 EL Nüsse (z.B. Haselnüsse, Cashew oder Mandeln)
6 EL Olivenöl
16 frische Salbeiblätter
5 EL Ahornsirup oder Granatapfelsirup

Zubereitung

Süßkartoffeln schälen, in ca. 3 cm große Würfel schneiden, im Salzwasser kochen.
Zwiebel schälen, in dünne Ringe schneiden, in Mehl wenden, rausbraten im Sonnenblumenöl. Abtropfen lassen!

Nüsse grob hacken, ohne Öl rösten. Birnen vierteln, Gehäuse entfernen, jedes Viertel in 2 oder 3 Spalten schneiden. 4 EL Olivenöl in der Pfanne erhitzen und Birnen leicht braun anbraten. Am besten in der Pfanne, wo vorher die Nüsse drin waren, dann nehmt ihr das Nussaroma mit 😉 Anschließend im restlichen Öl die Salbeiblätter kurz aber heftig knusprig braten! (Auf die solltet ihr keinesfalls verzichten!)

Süßkartoffel abseihen, purieren, mit 2 EL Olivenöl, Salz und Pfeffer würzen.

Birnen auf Süßkartoffelpurée anrichten, mit Salbeiblättern, Nüssen und Röstzwiebel bestreuen. Zum Schluss noch mit Ahorn- oder Granatapfelsirup beträufeln!

Mjam! sag ich da nur und: Gesundheit!

Nackt in der U-Bahn fahren …

Nackt in der U-Bahn fahren …

… kann auch nicht schlimmer sein, als vor nicht-Verwandten zu singen.

Meine persönliche Gesangsgrenze hört hinter der Badezimmer- bzw. vor der Autotüre auf. Hat man mich doch schon als Kind auf meinen gesanglichen Platz verwiesen: „Und du Alexandra singst nicht mit, du machst Purzelbäume und schlägst ein paar Räder!“ (Volksschulvorführung am Rathausplatz)

Dieses Nicht-Singen-Können kultivierte ich im Laufe der letzten 3 Jahrzehnte. Auch das Feedback von Familienmitgliedern – Blutsverwandschaft verpflichtet zu größerer Toleranz – trug nicht dazu bei, mein trällerndes Selbstbewusstsein zu stärken. Nicht einmal alkoholisch enthemmt neige ich zum Singen in der Öffentlichkeit.

Eigentlich: Wurscht. Frau muss ja nicht alles können.

Aber: Ich mache ich ja seit einem halben Jahr ein Improvisationstheater-Kurs. Mein Ziel ist es, meine Komfortzone zu überschreiten; Scheitern mit heiterer Gelassenheit hinzunehmen; auf das, was kommt, in der Sekunde zu reagieren, ohne dass der innere Zensor Zeit zum Aufmucken hat. Etwas machen, worin ich nicht gut bin und Spaß dran haben.

Letztes Mal also: Gesangstraining. Als Überraschung. Was gut war, sonst hätte ich garantiert einen Vorwand gefunden, warum ich gerade heute keine Zeit habe. Vor mir: eine Frau, ein Klavier, 10 KollegInnen, unser – magenfester – Coach Helmut.

Flucht? Kampf? Totstellen?

Innerer Dialog:
Sicher nicht. Ich sing sicher nicht vor anderen. No way. Ich müsste nachher alle töten! Oder schon währenddessen! Oder mich. Oder auswandern.

Aber geh. Was soll passieren? Du dilettierst jetzt schon seit 6 Monaten mit diesen Menschen. Du fandest alle schon ein paar Mal extrem peinlich. Trotzdem haben sie nicht deinen Respekt verloren. Im Gegenteil.

Wenn schon, denn schon. Volle Wäsche hab ich mich einlassen auf das Gesangsdings. Und hatte wahrscheinlich einen der lustigsten Abende meines Lebens.

Wir wurden aber auch fantastisch angeleitet von Katrin Weber. Die „Cantaphobie“, also die Angst vor dem Singen, dürfte ähnlich weit verbreitet sein wie die Arachnophobie, die Angst vor Spinnen. (Klingt ja schon ähnlich.) Katrin Weber nimmt darauf Rücksicht. Sie hat uns quasi hingeschummelt zum Singen. Wir haben es fast nicht gemerkt. Wir summten und brummten, klatschten und stampften und ließen alle möglichen Geräusche laut werden. Und plötzlich sangen wir. Gemeinsam, alleine. Zu unterschiedlichen Rhythmen. Bis hin zu unterschiedlichen Genres.

Tada!!!! Ich sang mir die Seele aus dem Leib! Ich sang Hänschen Klein als Chanson!, sang eine Ode an bio-Maroni, ja tanzte sogar dazu. Und alle – auch ich – haben es überlebt. (Ob sie mich jetzt auch noch respektieren, weiß ich nicht. Ich weiß nur, es war mir egal 😉)

Das war mit Sicherheit der größte Schatten über den ich in den letzten Jahren gesprungen bin. Und es tat gar nicht weh. Im Gegenteil!

Danke Katrin, danke Improtheater!

Und das mit nackert in der U-Bahn, das überleg ich mir doch nochmal 😉